Mannheim. Auch am dritten Tag des Einsatzes der Feuerwehr im Mannheimer Mühlauhafen muss der Container, in dem sich am Dienstagnachmittag ein Gefahrgut selbst entzündet hat, weiter gekühlt werden. Ein Öffnen, um das Bleichmittel Hydrosulfit zu bergen, sei weiterhin nicht möglich, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Die Situation werde von der Feuerwehr weiter unter Kontrolle gehalten und sei stabil.
„Wir wissen nicht, wie lange es dauert, bis die Selbstzersetzungsprozesse gestoppt sind“, sagte Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht im Gespräch mit dieser Redaktion. Unklar ist, in wie vielen Fässern der Stoff reagiert. Fest stehe laut Stadt allerdings, dass der Einsatz der Feuerwehr noch mehrere Tage andauern werde.
Die Feuerwehr überwacht mehrmals stündlich die Temperatur des Containers. Am Donnerstagmorgen berichtete der Kommandant der Feuerwehr, Thomas Näther, dass sich diese noch etwa 30 Grad Celsius über dem Wert befindet, der zum sicheren Öffnen benötigt wird. Dieser betrage 50 Grad Celsius. Bisher sei die Kühlung testweise mehrfach unterbrochen worden – der Container habe sich jedoch stets wieder erhitzt. Demnach bleibt das Gefahrgut noch nicht von alleine stabil und reagiert weiter mit sich selbst.
Wenn die Temperatur von 50 Grad Celsius ohne externe Kühlung konstant bleibt, kann die Feuerwehr die nächsten Schritte einleiten. „Die eigentliche Arbeit liegt nicht hinter, sondern noch vor uns“, sagte Specht am Donnerstag. Wie viele der Fässer mit der Chemikalie entsorgt werden müssen und wie dies am besten geschieht, werde gerade von der Stadt Mannheim und der BASF erörtert.
Die Überlegungen betreffen auch die Anzahl der Feuerwehrleute, die zum Öffnen benötigt werden, und ob eine Evakuierung erforderlich ist. Am Mittwoch hieß es bei einer Pressekonferenz, dass es bis zur Öffnung des Containers weder zu erneuten Evakuierungen noch zu Verkehrsbehinderungen kommen werde.
Am Hafen selbst konnte der Betrieb bis zu „90 Prozent mit Einschränkungen“ wieder aufgenommen werden, teilte Contargo-Geschäftsführer Marco Speksnijder mit. Da der Container in der Fahrstraße stehe, sei ein Teil des Terminals nicht verfügbar. Für ankommende Schiffe sei der Mühlauhafen weiterhin gesperrt, bestätigte Mannheims Sicherheitsdezernent Specht am Donnerstag. Die Mannheimer Hafengesellschaft teilte in einer Pressemitteilung mit, dass das Mühlaubecken für die mobilen Pumpstationen der Feuerwehr freigehalten werde.
Chemiker ordnet Gefahr ein
„In großen Mengen ist Hydrosulfit nicht ungefährlich, weil bei Erhitzung die Wärme schlechter abgeführt werden kann“, sagte der Chemie-Professor Till Opatz von der Universität Mainz dieser Redaktion. Im Fall von Mannheim, wo der Stoff im Hafen zwischenlagerte, handelt es sich nach BASF-Angaben um eine Menge von 22 Tonnen, verteilt auf knapp 200 Fässer. Um das bei der Erhitzung entstandene Schwefeldioxid zu binden, kühlen die Einsatzkräfte den Container mit Wasser. „Schwefeldioxid ist wasserlöslich und kann mithilfe von Wasser gebunden werden und so herabregnen“, schildert Opatz.
Bei Hydrosulfit handelt es sich um ein Gefahrgut, das vorschriftsmäßig gelagert werden muss. Dafür sind nach Bundesimmissionsschutzgesetz Genehmigungen erforderlich, über die Contargo laut eigenen Angaben verfügt. Wie viele Container dort noch mit Hydrosulfit der BASF gelagert sind, darüber möchte Contargo als zuständiges Unternehmen keine Angaben machen.
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