Landtagswahl

Soziales Engagement vor Ort und in Namibia

Kerstin Fuhrmann kandidiert für die Freien Wähler unter den Top Ten auf der Landesliste. Juristin mit Kanzlei in Heppenheim engagiert sich in vielen Ehrenämtern

Von 
Thomas Tritsch
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Landtagskandidatin Kerstin Fuhrmann von den Freien Wählern beim Winzerfest in Heppenheim. © ThomaS trisch

Bergstraße. Am Wahltag ist sie in Afrika. Seit vielen Jahren bereist Kerstin Fuhrmann regelmäßig Namibia. Zwischen der Namib-Wüste und der Atlantikküste leistet sie Hilfe für die Menschen in den Townships vor Ort. Soziales Engagement auf niederschwelliger Ebene. Pragmatisch, direkt, unkompliziert. Das entspricht dem Credo der Heppenheimerin. Der Kontakt zu ausgewanderten Bergsträßern kam 2016 bei einer ersten Reise zustande. Seither glüht der heiße Draht nach Südwestafrika.

„Man wird mir das Wahlergebnis sicherlich mitteilen“, sagt sie augenzwinkernd. Eine Absage des Trips kam für sie trotz der politischen Relevanz am 8. Oktober nicht in Frage. Namibia ist der 58-jährigen Juristin eine Herzensangelegenheit. Nicht nur wegen der Hilfsprojekte. Auch wegen der inneren Erdung, erlklärt die Direktkandidatin der Freien Wähler im Wahlkreis 54 (Bergstraße I). Mit Listenplatz neun hat sie es unter die Top Ten der Landesliste geschafft.

Die Partei möchte in diesem Jahr erstmals in den Hessischen Landtag einziehen. Kerstin Fuhrmann hofft, dass es klappt. Bei den Landtagswahlen 2018 holten die Freien Wähler in Fuhrmanns Wahlkreis 2,4 Prozent der Zweitstimmen. In ganz Hessen kamen sie auf ein Ergebnis von 3,0 Prozent. Für die Kommunalpolitikerin ist es der zweite Anlauf.

Es ist Winzerfest. Im Weindorf herrscht noch kein Betrieb. Kerstin Fuhrmann hat sich den Ort zwischen Weinbrunnen und Stadtkirche St. Georg als Treffpunkt ausgesucht. Im Bensheimer Krankenhaus ist sie geboren. Mit der Tanzgruppe „Proseggoschnegge“ vom SV Erbach war sie wenige Tage zuvor beim Festumzug dabei. Ebenso wie ihre Stimme beim Popchor 21 – ein schönes Hobby, und ein willkommener Kontrast zur politischen Arbeit.

Fuhrmann ist bereits seit 2016 Stadtverordnete für die Freien Wähler in der Kreisstadt. 2021 folgte die Wiederwahl ins Stadtparlament. Beide Sitze der Freien Wähler sind von Frauen besetzt. Seit März des gleichen Jahres redet die Vorsitzende der FW auch im Kreistag mit.

Jetzt möchte sie dort mitgestalten, wo Entscheidungen getroffen werden, die in der Kommune später umzusetzen sind. Mit Hartnäckigkeit in der Sache und Zielstrebigkeit ohne parteipolitische Scheuklappen will sie in Wiesbaden mitmischen. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien und einer vernünftigen Klimapolitik liegen ihr die Bereiche Bildung und stabile Finanzen am Herzen. Bei der Migration wünscht sich Fuhrmann weniger Bürokratie und schnellere Verfahren.

Als Kernkompetenzen nennt sie Fachwissen, gesunden Menschenverstand und ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Außerdem möchte sich die zweifache Mutter für Familien stark machen. Die kostenfreie Kinderbetreuung müsse ausgebaut werden. Nach ihrer Arbeit im Vorstand einer Kita hatte sie sich an der Heppenheimer Nibelungenschule beim Aufbau der Schülerbetreuung engagiert. Seit 2008 ist sie Mitglied des Verwaltungsrats der katholischen Pfarrkirche St. Peter.

Irgendwann wurde sie von Bekannten angesprochen, ob sie nicht in die Stadtpolitik einsteigen wolle. Zu Hause widmet sie sich bevorzugt der Stadtentwicklung und dem kulturellen Leben. Sie ist Mitglied im Förderverein Dom Bergstraße, im Forum Kultur und bei der Fastnachtsgesellschaft Bottschlorum aktiv.

Eine Frau mit vielen Ehrenämtern. Und einer eigenen Anwaltskanzlei. 1997 hat sie gemeinsam mit Konstanze Hiemenz eine Rechtsanwaltskanzlei im Heppenheimer Westen eröffnet. Schwerpunkte sind Familien- und Arbeitsrecht sowie Erb- und Verkehrsrecht. „Ich kann Gesetze lesen und auslegen“, sagt sie mit Verweis auf die oftmals komplexe politische und rechtliche Diktion.

Konstruktive Kommunikation

2013 wurde sie außerdem Berufsbetreuerin. Dabei übernimmt die Expertin die rechtliche Betreuung von Personen, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sind, bestimmte Entscheidungen selbst zu treffen. Auch in der Politik setzt sie auf Bürgernähe und eine gerechte Finanzpolitik. Es gehe darum, Straßenbeiträge abzuschaffen, neuen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und sich für eine gebührenfreie Bildung einzusetzen. Aber auch das politische Mikroklima ist Fuhrmann wichtig. Im Kreistag ebenso wie im Landtag. Die Kommunikation zwischen Parteien und Fraktionen müsse konstruktiver werden. Es sei schade und fatal, wenn gute Ideen an Parteibrillen oder Lagerdenken abprallen.

Mit den recht soliden Ergebnissen aus den Kommunalwahlen 2021 im Rücken wollen die Freien Wähler am 8. Oktober punkten und die prognostizierten drei Prozent überspringen. Wenn Fuhrmann Mitte Oktober aus Afrika zurückkehrt, wird noch genug Zeit sein, um sich mit den neuen politischen Kräfteverhältnissen in Wiesbaden intensiver auseinanderzusetzen. „In Namibia bekomme ich meinen Kopf frei“, so die Direktkandidatin.

Kerstin Fuhrmann

Kerstin Fuhrmann hat in Mannheim und Heidelberg Jura studiert.

Seit 26 Jahren führt sie eine Rechtanwaltskanzlei an der Weiherhausstraße in Heppenheim.

Während dieser Zeit hat sie zwei Töchter groß gezogen.

Ihre Hobbys sind Skifahren, Wandern, Lesen, Fastnacht, Tanzen und Reisen sowie die beiden Hunde.

Ihre politische Heimat hat sie 2015 in der FWHPINI gefunden, wo die Stadtverordnete und Fraktionsvorsitzende zunächst als Schriftführerin im Vorstandsteam mitgearbeitet hat. tr

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