Zirkus - Über Wildtiere in der Manege wird immer wieder diskutiert - auch die Politik denkt über ein Verbot nach

Vergnügen oder Tierquälerei?

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Der Einsatz von Wildtieren wie Tigern oder Löwen im Zirkus ist umstritten - einige Städte in Deutschland haben bereits ein Auftrittsverbot ausgesprochen.

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Jeder von uns kennt die pompösen Shows mit Elefanten, Löwen und Co im Zirkus. Die einen mögen sie, die anderen sind für ein Verbot dieser Art von Tierhaltung. Die Diskussion über die Untersagung von Wildtieren im Zirkus ist immer wieder im Gange. Jedoch gibt es in Deutschland noch kein Gesetz, welches den Tieren mit einer Vorschrift zur artgerechten Haltung entgegen kommt. Derzeit wird in der Politik über ein komplettes Verbot von Wildtieren im Zirkus diskutiert, nachdem es immer wieder Proteste von Tierschutzorganisationen gab. Aber was sind überhaupt die Problematiken?

Tierschützer und Gegner der Zirkushaltung sagen, dass die Tiere nicht genug Platz hätten, um ihren Freiheitsdrang auszuleben. Laut der Fernsehsendung SWR Marktcheck brauchten beispielsweise drei Elefanten mindestens 500 Quadratmeter Fläche, um artgerecht gehalten zu werden. Dies sei jedoch nur selten möglich, da die Standplätze der Zirkusunternehmen oftmals nicht groß genug seien. Ebenfalls ein Argument für ein Gesetz diesbezüglich ist die Tatsache, dass Wildtiere eben Wildtiere sind. Sie brauchen ihre Freiheit. Meist sind Zirkustiere solche, die in ihren natürlichen, oft exotischen Lebensräumen gefangen genommen wurden. Sie sind die Freiheit gewöhnt und müssen ihre artentypischen Triebe ausleben können. Wenn sie dann trainiert und dressiert werden, verlieren sie ihre natürlichen Lebensumstände komplett. Die Methoden, mit denen dressiert wird, bedeuten für die Tiere Stress, und Tierschützer sagen, es sei Tierquälerei. Die Tiere reagieren möglicherweise mit einer Wesensveränderung und verfallen nicht selten in Lethargie. Besonders fragwürdig sind die Verhältnisse in kleinen Wanderzirkusbetrieben, deren wirtschaftliche Situation häufig so desolat ist, dass sie zum Überleben in Innenstädten um Geld für Futtermittel betteln müssen. Unter solchen Umständen kann eigentlich niemand Freude haben an den Darbietungen in der Manege. Aber auch in den bekannten Traditionsunternehmen sind die Lebensumstände für Wildtiere nach Ansicht der Kritiker nicht artgerecht.

Befürworter sagen, dass ein Zirkus ohne Tiere langweilig sei. Die Tiere seien daran gewöhnt und würden Vertrauen zu den Menschen aufbauen. Außerdem würden die meisten Menschen nur wegen der Tiere den Zirkus besuchen, und durch ein Verbot der Tiernummern könnten die Zirkusunternehmen nur schwer überleben.

Nichtsdestotrotz haben sich einige Städte Deutschlands, obwohl es noch keine Lösung für dieses Problem gibt, eigenständig gegen die Auftritte von Zirkussen mit Tieren in ihrer Stadt entschieden. Eine Übersicht dieser Städte findet man auf der Webseite des deutschen Tierschutzbundes.

Wäre es nicht ein vernünftiger Kompromiss, Wildtiere im Zirkus zu verbieten und stattdessen Akrobatik, Zauberei und Clownerie mehr in den Vordergrund zu stellen? Damit gäbe es kein Problem der Tierquälerei mehr, aber der Zirkus wäre immer noch spannend und atemberaubend. Man muss abwarten, wie sich die Politik entscheidet, und ob eine Veränderung in Aussicht ist. Yara Völker

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