Bergstraße. Als ich heute Morgen beim Bäcker einen Bienenstich bestellt habe, flog plötzlich ein Schwarm auf mich los – natürlich nicht.
Genauso wenig, wie in der Nussschnecke Schnecken stecken, im Baumkuchen Bäume oder im Kinderschnitzel Kinder.
Trotzdem scheint das Europa-Parlament aktuell zu befürchten, dass Verbraucher beim Anblick eines „Veggie-Schnitzels“ in Verwirrung geraten könnten. Nach den neuen Beschlüssen sollen Begriffe wie „Wurst“, „Schnitzel“ oder „Burger“ künftig nur noch für Produkte aus Fleisch verwendet werden dürfen. Pflanzliche Alternativen müssten umbenannt werden – vielleicht in „Scheibenprodukt auf Erbsenproteinbasis“ oder „pflanzliches Bratstück“. Das solle angeblich Klarheit schaffen.
Doch wer sich im Supermarkt umsieht, merkt schnell: Niemand greift aus Versehen zum Soja-Schnitzel, wenn er eigentlich ein Wiener mit Panade sucht. Sogar eigene Abteilungen in Supermärkten trennen mittlerweile oftmals klar die Sortimente. Das Wort „Burger“ beschreibt heute vor allem die Form, nicht den Inhalt.
Sprache verändert sich mit dem Alltag und ein „veganer Burger“ ist längst Teil der Esskultur – so wie Hafermilch oder Tofuwurst. Wer das verbieten will, kämpft gegen etwas, das längst selbstverständlich geworden ist. Das EU-Parlament wolle damit angeblich Verbraucher schützen. Doch geschützt wird vor allem eine Industrie, die Angst hat, ihre Begriffe zu verlieren.
Dabei geht es nicht um Sprache, sondern um Marktanteile. Wenn man Worte für pflanzliche Produkte verbietet, verschwindet nicht die Verwirrung – nur die Sichtbarkeit der Alternativen. Ganz ehrlich, liebes EU-Parlament, es gibt wichtigere Themen. Bis neulich, Eure BAte
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