Bergstraße. Die Vertreterversammlung der Wohnbau Bergstraße eG hat jetzt bei ihrer Sitzung im „Halben Mond“ in Heppenheim Vorstand Gernot Jakobi mit anhaltendem Applaus in den Ruhestand verabschiedet. Nach fast 23 Jahren bei der Wohnbau Bergstraße hatte sich Jakobi als Vorstandsvorsitzender bereits Anfang des Jahres aus der ersten Reihe zurückgezogen. Sein bisheriger Stellvertreter Christoph Cranz übernahm die Position an der Spitze der Genossenschaft. Jakobi hatte dem Vorstand seither als ehrenamtliches Mitglied angehört.
Entwicklung gewürdigt
Die über 70-jährige Genossenschaft hat in den vergangenen 23 Jahren einen Schub erfahren, der seinesgleichen sucht. Aus der lokalen Genossenschaft mit rund 1200 Wohnungen in Bensheim wurde ein überregional agierendes Unternehmen mit neun Tochtergesellschaften und mehr als 30 Millionen Euro Umsatz.
Neben der Fusion mit der Baugenossenschaft Odenwald eG zu Beginn der 2000-er Jahre nennt der Vorstand die Entscheidung, in Erneuerbare Energien zu investieren, als wesentlichen Motor dieser Entwicklung. Ab dem Jahr 2008 wurde eine Biogasanlage in der Nähe von Magdeburg sowie Heizzentralen in Berlin, Thüringen und Hessen gebaut, die heute mehr als 5000 Haushalte mit Wärme und 12 000 Haushalte mit Strom versorgen. „Dabei erreichen wir jeweils den Primärenergiefaktor 0,00“, wie Christoph Cranz betont.
Zugute kommen die Erträge den Mitgliedern der Genossenschaft, die durch eine jährliche Sonderdividende entlastet und von zusätzlichen Investitionen in den Bestand unterstützt werden. Während der zurückliegenden zwei Jahrzehnte wurden aus eigenen Finanzmitteln über 90 Millionen Euro in die Unterhaltung und Modernisierung der Hausbestände investiert. Die Genossenschaft investiert mehr als 33 Euro pro Quadratmeter Wohnraum im Jahr in die Instandhaltung – ein Höchstwert, der nach Feststellung des Prüfungsverbands in der Wohnungswirtschaft nur selten erreicht wird.
Gernot Jakobi hat zusammen mit seinem Vorstandskollegen Claus Horn diese Geschäftspolitik in den vergangenen beiden Jahrzehnten verantwortet. Beide haben frühzeitig die Weichen für eine neue Generation der Entscheidungsträger gestellt.
Gelungener Übergang
Mit der Neuausrichtung ist Gernot Jakobi rundum zufrieden: „Wir haben diesen Prozess rund zwei Jahre lang aktiv vorbereitet, um einen fließenden Übergang zu gewährleisten.“ Dies sei in jeder Hinsicht gelungen. Mit Christoph Cranz und dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Ralf Martin könne die Wohnbau nun auf zwei erfahrene Kollegen aus den eigenen Reihen bauen. „Zwei Führungskräfte, die in unseren Gremien bekannt sind und hohe Anerkennung genießen“, so Jakobi. Flankiert wird die Führungsebene nach wie vor von Finanzvorstand Claus Horn.
Breit angelegtes Portfolio
Mit der Personalentscheidung sei das Unternehmen auf die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt sehr gut vorbereitet, heißt es aus dem Vorstand. Erklärtes Ziel sei die Schaffung von weiterem Wohnraum an der Bergstraße, so Christoph Cranz, der seinem Vorgänger für die geleistete Arbeit zum Wohle der aktuell knapp 3000 Mitglieder dankte. Gernot Jakobi habe die Mission der Wohnbau stets zur Maßgabe seines Handelns gemacht und ein langfristig ausgerichtetes Immobilienportfolio entwickelt, das breiten Teilen der Gesellschaft ein passendes Zuhause biete.
Mit seinen Tochterunternehmen bilanziert die Genossenschaft ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2020 trotz schwieriger Rahmenbedingungen durch die Corona-Krise. Der Vorstand meldet eine hohe Eigenkapitalquote (44 Prozent), eine anhaltend starke Nachfrage nach Wohnraum und eine stabile Ertragslage auf einem hoch dynamischen Markt. Circa 800 der insgesamt 2100 Einheiten sind preisgebundene Sozialwohnungen. Auf diesem Niveau möchte man sich weiterhin bewegen.
Jakobi: Vertrauen in junges Team
Gernot Jakobi richtet den Blick nach vorn. Die energetische Autarkie bleibe eines der Hauptziele. Mit der avisierten Selbstversorgung bei Neubauprojekten möchte man nicht nur einen ökologischen Beitrag leisten, sondern auch auf die allgemein steigenden Nebenkosten reagieren, die für viele Mieter zunehmend problematisch sind.
Jakobi spricht von der größten unternehmerischen Herausforderung der Wohnbau für die kommenden Jahre. „Der neuen, jungen Mannschaft gilt auch bei dieser Aufgabe mein vollstes Vertrauen“, so der langjährige Vorstandsvorsitzende.
Zu den aktuellen Projekten der Genossenschaft gehören der Bau von 54 Wohnungen an der Heppenheimer Gymnasiumstraße sowie die Neustrukturierung des Quartiers Rhein-, Mosel- und Elbestraße in Bensheim. Dort sollen in den nächsten acht bis zehn Jahren schrittweise bis zu 300 Wohneinheiten entstehen. red
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