Wiesbaden. Bei den Vorbereitungen auf die Faschingswoche haben Kommunen und Karnevalsvereine auch in Hessen die Sicherheit in diesem Jahr besonders im Blick. Zwar lägen den Behörden derzeit keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdungslage für Faschingsveranstaltungen und weitere Veranstaltungen vor, erklärte Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Gleichwohl ist weiterhin eine hohe abstrakte Gefahr zu konstatieren.“
Zwar weise der mutmaßliche Anschlag in München am Donnerstag nach den bisherigen Erkenntnissen keinerlei Bezüge nach Hessen auf. „Dennoch haben wir unmittelbar reagiert. Wir haben die Polizeipräsidien mit einem Erlass angewiesen, bevorstehende Veranstaltungen noch einmal hinsichtlich ihrer Gefährdungslage zu überprüfen und etwaige Anpassungen für ein Mehr an Sicherheit engmaschig mit Veranstaltern und Kommunen abzustimmen“, so der Minister. Bei Bedarf würden zusätzliche Kräfte eingesetzt.
Marburg verzichtet auf Umzug
Die Stadt Marburg hatte ihren Karnevalsumzug vor wenigen Tagen aus finanziellen Gründen abgesagt - will aber mit neuem Konzept feiern: „Der Rosenmontag wird in Marburg erstmals mit einem stehenden Festzug gefeiert“, teilten Stadt und Festausschuss mit.
„Der bisherige Rosenmontagszug ist mit seinen Absperrungen bei einem Zug von der Innenstadt bis zum Afföller aktuell einfach nicht finanzierbar“, hatte Zugmarschall Toni Ahlendorf die Entscheidung begründet. Neben den gestiegenen Kosten hätten auch Anforderungen an das Sicherheitskonzept eine Rolle gespielt. Nun werde eine Straße dreieinhalb Stunden lang „zur närrischen Festmeile für Groß und Klein“.
Andere Veranstalter halten an Umzügen fest
Die Planung für andere Faschingsumzüge steht nach dpa-Informationen. Dazu zählt etwa der „Klaa Pariser Fastnachtszug“ im Frankfurter Stadtteil Heddernheim. „Wir wollen, dass der Zug stattfindet. Das ist das oberste Gebot“, sagt Uwe Forstmann von der Zuggemeinschaft. Allerdings: Die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen seien in diesem Jahr deutlich aufwendiger. So werde erstmalig nicht nur der Zugweg, sondern der gesamte Stadtteil abgesperrt. Statt neun bis zehn Sperrungen bedeute das rund 20 Straßensperrungen.
„Eine Zahl, die besonders heraussticht: Wir müssen in ganz Heddernheim rund 600 Halteverbotsschilder aufstellen“, erklärt Forstmann. Mehrere Firmen seien an dieser Aufgabe beteiligt. Durch die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen würden die Kosten von einem fünf- auf einen sechsstelligen Euro-Betrag steigen. Für die Finanzierung habe man sogar extra eine Spendenaktion gestartet.
Hohe Kosten belasten Vereine
Auch der Umzug in Heuchelheim bei Gießen solle nach Angaben des dortigen Karnevalsvereins zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgesagt werden. Jedoch befinde man sich dort, was die Kosten für das Sicherheitskonzept angehe, „so langsam an einer Schmerzgrenze“, teilte ein Vertreter des Vereins mit. Die Karnevalsvereine in Oberursel, Hünfeld und Heppenheim klagen ebenfalls über steigende Kosten. Die Umzüge dort sollen nach aktuellem Stand aber ebenfalls wie geplant stattfinden. Nach Angaben des Karneval-Verband Kurhessen e.V. sei bislang ebenfalls nichts bekannt über weitere Absagen im hessischen Verbandsgebiet.
„Er findet statt“, sagte der Vorsitzende des Karnevalsvereins Dieburg, Günter Hüttig. „Ein Teil des Sicherheitskonzeptes ist, nicht darüber zu reden.“ Natürlich würden die beiden Umzüge polizeilich überwacht. In Dieburg gibt es am 23. Februar einen Kinderumzug und am 4. März den großen Umzug. An ihm nehmen Hüttig zufolge rund 100 Gruppen teil. Die Zuschauerzahlen hätten in den vergangenen Jahren laut Polizei bei 70.00 bis 90.000 Menschen gelegen. dpa
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