Freizeit

Freizeitparks in Hessen trotzen Wetter und Preisdruck

Wie Hessens Freizeitparks mit Grillhütten, neuen Fahrgeschäften und flexiblen Angeboten gegen Konsumzurückhaltung und Wetterkapriolen ansteuern.

Von 
dpa/lhe
Lesedauer: 

Sonne, Regen, Hitze – das Auf und Ab des Sommers 2025 hat auch die Freizeitparks in Hessen gefordert. Doch die Saisonbilanz fällt keineswegs trüb aus: Mit Neuheiten und bewährten Klassikern lockten die Parks auch in diesem Jahr Tausende Familien an. Allerdings spürt die Branche, dass viele Menschen den Gürtel angesichts der allgemeinen Teuerung enger schnallen.

„Momentan ist die größte Herausforderung für uns, aber auch für die Freizeitparks im Allgemeinen, das Konsumverhalten der Leute“, erklärt Theo Zwermann, Leiter des Erlebnisparks Steinau (Main-Kinzig-Kreis). „Das Geld wird sehr viel bewusster ausgegeben, Freizeitspaß ist ein Luxusgut, man benötigt Freizeitparks nicht unbedingt zum Überleben.“

Angesichts der angespannteren Kassenlage bei vielen Familien werde ein ursprünglich geplanter Ausflug in einen Freizeitpark auch einmal um ein Jahr verschoben, sagt der Leiter des Parks im hessischen Spessart. Umso wichtiger sei es, auf bewährte Klassiker bei den Fahrgeschäften und das Thema Grillen und Picknicken zu setzen. Auf dem 250.000 Quadratkilometer großen Gelände gibt es zahlreiche Grillhütten, die nach Voranmeldung kostenlos genutzt werden können. Ähnliche Angebote gibt es auch in anderen Freizeitparks.

„Der üble Eberhardt“ kommt gut an

Wichtig ist es laut Zwermann auch, dem Publikum immer wieder neue Attraktionen anzubieten. In diesem Jahr war es nach seinen Worten das Familien-Fahrgeschäft „Der üble Eberhardt“, das bei den Besuchern sehr gut ankam.

Das Wetter spielt in den Freizeitparks naturgemäß eine zentrale Rolle für den Erfolg einer Saison. Und das meinte es in diesem Jahr nicht besonders gut mit den Parks. Zwermann spricht von einem „Brachialabsturz“ des Sommers im Juli und damit genau in den hessischen Sommerferien. Gegen wochenlangen Regen und eine Woche Hitze komme kein Freizeitpark an, sagt er. Der leichte Besucherrückgang im Vergleich zum Vorjahr sei allein auf das Wetter zurückzuführen. Jetzt hoffe der Park auf einen goldenen Oktober.

Besucherplus im Taunus Wunderland

Positiv hingegen entwickelten sich die Besucherzahlen im Taunus Wunderland in Schlangenbad (Rheingau-Taunus-Kreis). „Natürlich hat uns der wechselhafte Sommer mit Hitze- und Regenphasen einiges an Flexibilität abverlangt – wie in der gesamten Freizeitparkbranche“, sagt Parkdirektor Otto Barth. „Dennoch konnten wir ein Plus verzeichnen, was wir auf attraktive Neuheiten im Park und die gestiegene Nachfrage nach regionalen Freizeitangeboten zurückführen.“ Es zeige sich, dass trotz der Wetterherausforderungen die Lust der Menschen auf gemeinsames Erleben ungebrochen sei.

Die neue Attraktion „Baumberts Wasserspielplatz“ habe vor allem junge Familien begeistert, sagt Barth. Daneben seien auch das neue Labyrinth „Energieklunker + Koboldplunder“ und die Familien-Achterbahn „Gobby-Express“ gut bei den großen und kleinen Besuchern gut angekommen. „Diese Neuheiten tragen spürbar dazu bei, dass wir unsere Stammgäste erneut begeistern und viele neue Besucher gewinnen konnten“, betont der Parkdirektor.

Für 2026 sehe das Taunus Wunderland die größten Herausforderungen weiterhin im Wetter und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Es werde auch in der kommenden Saison neue Attraktionen geben. „Immerhin wird das Taunus Wunderland im kommenden Jahr 60 Jahre alt. Das will gefeiert werden“, sagt der Parkdirektor.

Neuer Indoor-Spielplatz ist Treiber im Erlebnispark Ziegenhagen

Einen Besucherzuwachs gegenüber dem Vorjahr verzeichnet auch der Erlebnispark Ziegenhagen im nordhessischen Witzenhausen (Werra-Meißner-Kreis). „Wesentlicher Treiber ist unser neuer Indoor-Spielplatz, der wetterunabhängige Besuche ermöglicht“, sagt Geschäftsführer Norman Surup. Er sei eine bewusste Investition für Wettersicherheit gewesen.

Zusätzlich seien die Besucherzahlen an den Wochenenden und Feiertagen stabil. An Eventtagen erreichten sie Spitzen. So habe etwa der Märchentag gemeinsam mit der Deutschen Märchenstraße im September eine sehr gute Resonanz erfahren, gleiches gelte für das Event „Markt im Park“ im Juni. Eine weitere Besonderheit sei das familienfreundliche Preiskonzept des Freizeitparks. „Mitgebrachtes Essen ist ausdrücklich erlaubt, Grillhütten sind kostenlos. So entstehen keine Pflichtausgaben vor Ort“, erläutert Surup.

Für 2026 stelle sich der Park unter anderem auf den Trend zu regionalen, gut planbaren Familienausflügen ein. Wegen der schwankenden Witterung blieben Indoor-Angebote wichtig. Zudem werde weiterhin ein Schwerpunkt auf der sensiblen und familienfreundlichen Preisgestaltung liegen.

Stabile Besucherzahlen in der Lochmühle

Auch der Freizeitpark Lochmühle bei Wehrheim zeigt sich stabil: Rund 360.000 Gäste kamen wie im Vorjahr auf das Gelände in der Nähe des Römerkastells Saalburg. Es sei ein durchwachsener Sommer mit einigen Schauer- und Wolkentagen gewesen. „Wobei das Wetter vor Ort meistens besser als die Vorhersage war“, erklärt Sprecher Max Bahm.

Mit dem „Igelkarussell“, einem Fahrgeschäft samt Wasserspiel, einem neuen Eis-Kiosk und weiteren Angeboten habe der Park weitere Akzente gesetzt. Für 2026 will die Lochmühle laut Bahm ihrer Linie treu bleiben: einer Mischung aus frischen Ideen und Publikumslieblingen wie der Achterbahn „Eichhörnchenbahn“. Jetzt hoffe der Park, dass er sich mit schönen Spätsommertagen während der hessischen Herbstferien von seinen Gästen in die Winterpause verabschieden könne, sagt der Sprecher.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger