Energiewende Schickt die Sonne keine Rechnung?

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Leserbriefe „Sichere und preiswerte Energieversorgung“, BA vom 12. Juli; „Erneuerbare Energien sind unverzichtbar“ , BA vom 27. Juli; „Gegenwind für Öko-Großprojekt“, BA vom 29. Juli

In einigen Leserbriefen wird die Energiewende positiv, unverzichtbar, ja als Segen für die Menschheit dargelegt. Warum gibt es Widerstände? Die Sonne schickt keine Rechnung. Das meint man besonders für Wind- und PV-Strom. Dumm nur, dass der Mensch Rechnungen schickt. Die Strompreise sind seit 2000 auf das Dreifache gestiegen. Allein von 2022 auf 2023 um satte 50 Prozent. Die ach so teure Kernenergie ist weg. Warum wirkt sich das nicht auf die Preise aus?

Die Ursachen für die Preistreiberei sind klar. Nach wie vor werden Betreiber von Wind-Anlagen für nicht benötigten Strom fürstlich bezahlt. Die Vergütungen für Wind-Anlagen in windschwachen Regionen sind massiv erhöht worden. Der Ausbau der Wind- und PV-Anlagen soll verzigfacht werden. Die von der Politik durchgeprügelten Kabel-Nord-Süd-Trassen gleichen Autobahntrassen. Wie soll damit der Strom preiswerter werden. Wie soll damit die Umwelt geschont werden? Die Realitäten sprechen dagegen.

Die Erfolgsmeldungen über Strommengen – Kilowattstunden - aus den gen. Anlagen haben einen schalen Beigeschmack. Es wird unterschlagen, dass die Stromversorgung ein Leistungsproblem ist – Kilowatt. Das Netz ist kein Speicher. Die notwendigen Speicher werden nie gebaut werden (Kosten).

Stolz wird von einem 100 MWh-Stromspeicher berichtet. Was kann dieser bewirken? Bensheim hat einen Leistungsbedarf von tagsüber etwa 35 MW. Der Speicher könnte demnach etwa drei Stunden Bensheim versorgen. Das ginge aber nur, wenn der Speicher eine Leistungsmöglichkeit von 35 MW hätte. Das ist auszuschließen. Wer zweifelt, sollte die GGEW AG anfragen.

China als löbliches Beispiel zu nennen, ist zu hinterfragen. Laut Leserbrief hat dort ein Zubau von 12.100 MW Kohle- und Gas-Kraftwerken stattgefunden. EU-Berechnungen zufolge ist China 2022 mit 29,1 Prozent an den Welt-Emissionen von Treibhausgasen beteiligt gewesen, Deutschland mit 1,5 Prozent.

Die Dramatisierung alternativ neu zu bauender Kernkraftwerke ist bemerkenswert. Wir hatten 18 KKW, die etwa ein Drittel des deutschen Strombedarfs deckten, also kein Neubau. Es wären nur etwa 23 Anlagen notwendig, nicht 31, auf Biblis B bezogen. Biblis hat Jahrzehnte Hessen etwa zur Hälfte mit Strom versorgt. Der Platzbedarf im Vergleich mit Windanlagen ist gering. Platzbedarf für die Wind-Anlagen (5 bis 8 MW Leistung, Höhe des Eifelturmes) und die Nord-Süd-Trassen liegt im Quadratkilometer Bereich.

Die Lösung der Versorgungsprobleme nun mit Hilfe einer Wasserstoff-Wirtschaft bewerkstelligen zu können, ist abenteuerlich. Der BA-Bericht zeigt das. In Namibia (Lüderitz) soll mit entsalztem Meerwasser 80 km weiter, Wasserstoff erzeugt werden. Dieser soll dann über Rohrleitungen zurück zur Küste transportiert, und in Ammoniak umgeformt und verschifft werden. Motto: „Produktion läge im strategischem Interesse Deutschlands“. Deutschland bezahlt wahrscheinlich alles.

Wobei anzumerken ist, dass die Politik mit einem Wasserstoff-Import-Bedarf von 70 Prozent rechnet! Ist das dann Neo-Kolonialismus? Wohin man schaut, nur Kopfschmerz.

Eberhard Wagner

Bensheim

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