Reise

Das Deutsche Apotheken-Museum: Spannende Zeitreise durch die Geschichte der Pharmazie

Schloss Heidelberg ist die wohl berühmteste Ruine der Welt. Die ehemalige Kurfürsten-Residenz über dem Neckar am Nordhang des Königstuhls zählt mit seinen Renaissance-Palästen zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern Deutschlands. Hinter den mächtigen Mauerüberresten verbergen sich viele Schätze, darunter das einzigartige Deutsche Apotheken-Museum. Ein perfektes Ziel nicht nur in der „Erkältungssaison“.

Von 
Jonas Redemann
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Wie viele Touristen besuchen jährlich Schloss Heidelberg?

Das malerische Schloss Heidelberg zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in ganz Deutschland. Der Fassbau, der Kaisersaal im Ottheinrichsbau oder der Stückgarten ziehen jedes Jahr mehr als eine Million Touristen aus aller Welt an. Schloss Heidelberg ist ein schicksalsträchtiger Ort mit einer jahrhundertelangen Geschichte. Daher lohnt sich hier auch der zweite oder dritte Blick auf die teilweise verborgenen Schätze. Zum Beispiel auf die Ahnengalerie aus Stein am Friedrichsbau oder auf die Kasematten, die geheimen Gänge für heimliche Truppenbewegungen. Und nicht zuletzt in das Deutsche Apotheken-Museum, das faszinierende Einblicke in die Geschichte der Pharmazie von der Antike bis zum 21. Jahrhundert bietet.

Schloss Heidelberg: Öffnungszeiten und Führungen

Das Gelände von Schloss Heidelberg ist ganzjährig täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet (auch an Feiertagen). Letzter Einlass ist um 17.30 Uhr. Der Schlossgarten ist täglich frei zugänglich. Die Innenräume von Schloss Heidelberg sind dagegen nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Dauer: jeweils 60 Minuten. Teilnehmerzahl: maximal 20 Personen.

Führungszeiten in der Wintersaison (noch bis 31. März):

Montag bis Freitags: jeweils um 11 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr und 15 Uhr

Samstag, Sonntag und an Feiertagen: stündlich zwischen 11 und 15 Uhr.

Ab dem 1. April gelten folgende Zeiten:

Montag bis Freitag: 11 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr

Samstag, Sonntag und an Feiertagen: stündlich zwischen 11 und 16 Uhr.

 

Was erwartet die Besucher im Deutschen Apotheken-Museum?

Im Ottheinrichsbau erfahren die Besucher (der Museumseintritt ist im Schlossticket inbegriffen) anhand von über 1000 ausgestellten Rohdrogen, wie sich schon unsere Vorfahren die Heilkräfte der Natur zunutze gemacht haben. Unter den vielen Arzneimitteln aus dem Tier-, Pflanzen- und Mineralienreich finden sich auch aus heutiger Sicht fragwürdige „medizinische“ Produkte: Im 16. Jahrhundert vertraute man beispielsweise auf Pulver aus zermahlenen Mumien, um Schwindel, Zittern, Kopf, Hals- und Herzweh oder Husten zu behandeln.

Im Apothekerturm des Heidelberger Schlosses: Blick in das Laboratorium des Deutschen Apotheken-Museums, ausgestattet mit zahlreichen Gerätschaften aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. © Deutsche Apotheken Museum-Stiftung

Wie sah eine Apotheke im Zeitalter des Barocks aus?

Im Gegensatz zum Mumienpulver erweist sich die Reise durch die Pharmaziegeschichte alles andere als trocken: Gleich zu Beginn der Ausstellung finden sich die Besucher inmitten einer barocken Apotheke wieder. Auch mehrere originale Apotheken-Offizinen – die Werkstätten der Apotheker – aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert sind in Schloss Heidelberg ausgestellt. Die Offizinen als Teil eines festen Gebäudes lösten gegen Ende des 13. Jahrhunderts nach und nach die mobilen, mittelalterlichen Verkaufsstände ab. Im Heidelberger Schloss sind noch weitere Arbeitsräume der Apotheker zu sehen: Neben dem Labor sind das die Material- und Kräuter- sowie Schneid- und Stoßkammern.

Uralt: Glasflaschen in Emaildekor aus der Mohren-Apotheke Mühlhausen (links), zweite Hälfte 18. Jh., und der Mohren-Apotheke Mainz, Mitte 18. Jh. © Deutsche Apotheken Museum-Stiftung

Wie haben sich die ersten Apotheken im deutschsprachigen Raum entwickelt?

Besonders beeindruckend ist auch die umfangreiche Kollektion medizinischer Geräte und kostbarer Apothekengefäße aus Fayencen, Glas und Majolika. Das Museum besitzt die weltweit größte Sammlung technischer Gläser des 17. bis 19. sowie emailbemalter Gläser des 18. Jahrhunderts. Auch große Mörser, alte Apothekenschilder, wertvolle Waagen sowie Reise- und Hausapotheken zählen zu den Exponaten aus vergangenen Tagen der Pharmaziegeschichte. Die Anfänge der Heilkunde in der Antike und dem Orient, die Entwicklung erster Apotheken im deutschsprachigen Raum oder der Wandel des Apothekerberufs von einer ursprünglich handwerklichen hin zu einer akademischen Ausbildung werden ebenfalls thematisiert. Auch das grundlegende Konzept der Apotheken hat sich stark verändert, denn – kaum zu glauben – noch im 18. Jahrhundert konnten die meisten Kunden eine Apotheke unter keinen Umständen selbst betreten. Stattdessen gab es nur ein kleines Verkaufsfenster, durch das die Rezepte und Arzneimittel gereicht wurden.

Duftende Zeitreise: Der Apothekengarten am Heidelberger Schloss bietet mit zehn Beeten und über 150 Pflanzenarten einen duftenden und blühenden Einblick zu Pflanzen, die in der Renaissance als Heilmittel eingesetzt wurden. © Deutsche Apotheken Museum-Stiftung

Gibt es Führungen durch das Deutsche Apotheken-Museum?

Ja, im Verlauf einer Museumsführung eröffnen sich noch deutlich tiefergehende Einblicke. Da wäre etwa der eigentlich nicht-öffentlich zugängliche Apotheken-Garten – die Betonung liegt auf eigentlich. Denn mit einer Führung bekommen Besucher exklusive Eindrücke des seit 2019 vom Museum betriebenen, idyllisch gelegenen Gartens. Hier wachsen zahlreiche Pflanzen, die schon im 16. Jahrhundert unter der Ägide des kurfürstlichen Hofapothekers Philipp Stefan Sprenger am Schlossberg zu finden waren. Tagsüber gibt es weitere Themenführungen, zum Beispiel zur Alchemie, Giftmorden oder Heilkunde aus dem Morgenland – exotische Geschmacks- und Duftproben inklusive.

Mobiliar der Hof-Apotheke Bamberg: Das Krokodil über dem Rezepturtisch kann als eine Art frühes "Marketing" verstanden werden. Es stellte beim Apothekenkunden mit einem Blick, die Assoziation her, dass der Apotheker seine Rohstoffe aus fernen Ländern bezog. © Deutsche Apotheken Museum-Stiftung

Gibt es noch weitere Events im Deutschen Apotheken-Museum?

Ja, die Themenführungen werden zum einen auch abends angeboten. Darüber hinaus gibt es bei Einbruch der Dunkelheit noch weitere begleitete Rundgänge, die nur am Abend stattfinden. Wenn das Museum für die regulären Gäste schon lange geschlossen hat, können die nächtlichen Besucher zwischen der Highlightführung und der exklusiven Abendöffnung wählen. Im Rahmen der kurzweiligen Führung bekommen maximal 50 Personen ausgewählte Höhepunkte – darunter besondere Heilmittel wie gepulvertes Einhorn – des Museums zu sehen. Zusätzlich gibt es Einblicke in normalerweise verschlossene Räume, wie die Kräuterkammer aus dem 17. Jahrhundert. Für größere Gruppen von bis zu 200 Personen gibt es die exklusive Abendöffnung, die wie die Highlightführung mit einer „medizinischen“ Weinprobe oder einer „heilsamen“ Destillatverkostung kombiniert werden kann.

Ausstellung „Playmobil Kinderträume“ bis 1. April auf Schloss Heidelberg

Noch bis zum 1. April ist auf Schloss Heidelberg die Ausstellung „Playmobil KinderträumeZeitreise für Familien“ zu sehen. Dafür haben die Klötzlebauer Ulm und Ludwigsburg mehr als 2.000 Figuren spannend in Szene gesetzt. In der Ausstellung erkunden Familien gemeinsam die Steinzeit, entdecken Tiere im Zoo oder genießen die Idylle eines Bergdorfs. Dabei ist Spannung garantiert: Ältere Besucherinnen und Besucher erkennen die ein oder andere Figur, mit der sie selbst schon gespielt haben oder finden lustige Details beim näheren Hinsehen – denn die „Klötzlebauer“ haben echte Sammlerstücke dabei. Zusätzlich steht ein Basteltisch für Kinder bereit: Hier können die jungen Gäste selbst aktiv werden und ihre Kreativität ausleben. Die Ausstelung ist im Ottheinrichsbau um im Gläsernen Saalbau von Schloss Heidelberg zu sehen.

Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 18 Uhr, letzter Einlass um 17.30 Uhr.

 

Was steckt hinter der „medizinischen“ Weinprobe?

Die Weinprobe im Apotheken-Museum hat ihren ganz eigenen Charme: Umgeben von barocken Offizinen lassen sich edle Tropfen wie Madeira, Lacryma Christi oder Hippocras verkosten. Schließlich schätzten schon die alten Griechen um Hippokrates die „Weinarznei“, was im 19. Jahrhundert gar im Brownianismus mündete: Seine Unterstützer empfahlen spezielle „Therapien“, bei denen innerhalb von 24 Stunden mehrere Flaschen Kognak, Champagner und natürlich Wein getrunken werden mussten. Aber auch hochprozentige Destillate erfreuten sich in der Heilkundenhistorie großer Beliebtheit. Sie galten bis ins 19. Jahrhundert als überaus gesundheitsfördernd und die durch Destillation hergestellten „aqua vitae“ beziehungsweise „Lebenswasser“ waren ein zentraler Bestandteil jeder gut sortierten Apotheke. Bei der Destillatverkostung erfahren die Teilnehmer spannende Details zu verschiedenen hochprozentigen Heilrezepturen – die wichtigeren Erfahrungen machen jedoch die eigenen Geschmacksknospen. Übrigens: Ein fester Bestandteil jeder nächtlichen Verkostung ist der sogenannte Apothekerschnaps, den ein Heidelberger Apotheker speziell für das Museum entwickelt hat.

Öffnungszeiten (Wintersaison bis 31. März): täglich von 10 bis 17.30 Uhr. Ab dem 1. April: täglich von 10 bis 18 Uhr. Nähere Informationen: deutsches-apotheken-museum.de

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