BAnane streitet

Finanzielle Unterstützung: Sollte es BaföG für alle geben?

Die Jugendredaktion streitet in dieser Ausgabe darüber, ob die Studienhilfe „BaföG“ für alle ausgezahlt werden sollte.

Von 
Antonia Ehnes
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Wie viel BaföG man bekommt, verrät der BaföG-Rechner. © Antonia Ehnes

Bergstraße. Im Jahr 2024 begannen 488.100 Menschen in Deutschland ein Studium. Davon erhielten 10.700 Studienanfängerinnen und -anfänger BAföG oder eine Studienstarthilfe. Um BAföG zu erhalten, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden.

Zum Beispiel muss die Person unter 45 Jahre alt sein, und das eigene Einkommen sowie das Einkommen der Eltern werden berücksichtigt. Außerdem sollte das Studium oder die Ausbildung in Regelzeit abgeschlossen werden.

Heute stellt sich die BAnane die Frage, ob BAföG nicht unabhängig vom Einkommen der Eltern vergeben werden sollte und jeder Studienanfänger ein Anrecht auf BAföG haben sollte.

„Für eine bessere Bildungsqualität“

Chancengleichheit – ein Begriff, mit dem in der deutschen Politik und Gesellschaft viel gearbeitet wird. Doch im Bereich des BAföG-Anspruchs ist Chancengleichheit keine Realität. Studierende werden meistens auf das Einkommen der Eltern reduziert. Dadurch werden viele Möglichkeiten eingeschränkt, und man bleibt abhängig. Gleichzeitig werden Familien belastet: Familien, die vielleicht mehr als zwei Kinder haben, Familien, bei denen über Jahre hinweg nur eine Person gearbeitet hat, Familien, die sich noch um Großeltern oder erkrankte Personen kümmern. Dazu kommt außerdem, dass diese Familien Steuern zahlen, von denen BAföG natürlich auch finanziert wird. Folglich kommt es zu Doppelzahlungen. Außerdem bedeutet die Möglichkeit, dass eine Wohnung finanziert werden kann, nicht automatisch, dass Lebensmittel, Sport und andere gesellschaftliche Aktivitäten mitfinanziert werden können. Folglich müssen Studenten und Studentinnen, die keinen BAföG-Anspruch haben, neben dem Studium arbeiten.

Daraus folgt, dass weniger Zeit für das Studium bleibt, die persönliche Entwicklung leidet und das politische oder soziale Engagement in Hochschulgruppen nicht möglich ist. Somit würde ein allgemeiner BAföG-Anspruch zu einer steigenden Bildungsqualität führen, eine engagiertere gesellschaftliche Schicht fördern und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das Studium in Regelstudienzeit abgeschlossen wird, wovon auch die Universitäten und Hochschulen profitieren würden. Antonia Ehnes

„Das Prinzip der Bedürftigkeit ginge verloren“

Die Idee, dass jeder Student in Deutschland Anspruch auf BAföG-Förderung haben sollte, klingt auf den ersten Blick gerecht. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass eine solche pauschale Förderung weder fair noch wirtschaftlich sinnvoll wäre. Zunächst einmal ist das BAföG als soziale Unterstützung gedacht – also für diejenigen, die sich ein Studium ohne finanzielle Hilfe nicht leisten können. Wenn alle Studierenden unabhängig gefördert würden, würde das Prinzip der Bedürftigkeit verloren gehen. Wohlhabende Studierende würden genauso profitieren wie solche, die wirklich auf Hilfe angewiesen sind. Das wäre nicht nur ungerecht, sondern würde auch enorme staatliche Kosten verursachen. Hinzu kommt, dass die finanziellen Mittel des Staates nicht unbegrenzt sind. Eine Förderung für alle würde bedeuten, dass entweder die Förderungssummen sinken oder andere Bereiche weniger Geld erhalten. Statt die Unterstützung breit zu streuen, sollte sie also gezielt dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht wird. Außerdem kann eine universelle Förderung Fehlanreize setzen. Studierende könnten sich weniger um Nebenjobs oder effizientes Studieren bemühen. BAföG soll jedoch kein bequemes Grundeinkommen für Studierende sein, sondern eine Hilfe, um gleiche Bildungschancen zu schaffen. Der Fokus sollte eher darauf liegen, das bestehende System weiter zu verbessern – etwa durch höhere Fördersätze oder einfachere Antragsverfahren –, damit es gezielt denjenigen hilft, die es wirklich benötigen. Frederik Koch

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