Selbstversuch

Abheben ohne Absprung

Fliegen ohne Fallschirm? BAnane-Mitarbeiter Frederik hat „Indoor Skydiving“ ausprobiert.

Von 
Frederik Koch
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Fast wie ein Vogel: Frederik (rechts) fliegt im Glaszylinder beim Indoor Skydiving.Bild: Frederik Koch © Frederik Koch

Ein lautes Dröhnen liegt in der Luft, als würde gleich ein Jet starten. Hinter der Glaswand wirbelt der Wind im Kreis, unsichtbar, aber mit einer Wucht, die stark genug ist, einen Menschen schweben zu lassen. Kein Absprung aus 4.000 Metern Höhe, kein Flugzeug, kein Fallschirm – und doch stellt sich gleich dieses Kribbeln ein, das Fallschirmspringer im freien Fall erleben. Indoor Skydiving verspricht genau das: Fliegen im Windtunnel, getragen von riesigen Turbinen.

Bevor es losgeht, steht die Sicherheit im Mittelpunkt. Vier Minuten dauert die theoretische Einweisung: Welche Haltung ist stabil? Wie signalisiert der Trainer „alles okay“ oder „Beine strecken“? Und warum dürfen die beiden Türen zur Flugkammer niemals gleichzeitig geöffnet sein? Erst wenn alle Fragen geklärt sind, geht es zur Ausrüstung. Overall, Helm, Brille, Ohrstöpsel – alles sitzt fest.

Durch die Vorkammer betreten die Besucher das Herz der Anlage: einen gläsernen Zylinder, in dem mehrere Turbinen die Luft mit bis zu 280 Kilometern pro Stunde nach oben schießen. Wer hier eintritt, muss Mut beweisen – denn der entscheidende Moment kommt, wenn man sich im Türrahmen einfach nach vorne fallen lässt. Dann trägt die Luft den Körper, als gäbe es keine Schwerkraft mehr. Der Wind presst gegen Arme, Beine und Rumpf, jeder Millimeter Bewegung verändert die Lage.

Anfänger geraten schnell ins Trudeln, doch die Instruktoren sind stets zur Stelle und korrigieren sanft. Beim Indoor Skydiving in Viernheim heißt das Standardpaket „Airlebnis M“. Für 69 Euro gibt es hier zwei Flüge von je rund einer Minute. Zwei Minuten, die intensiv sind wie kaum ein anderes Freizeitangebot – und gleichzeitig kurz genug, dass der Preis hinterfragt werden darf. Ist es viel Geld für so wenig Zeit? Oder ist es fair, wenn man die Technik, die Betreuung und den Energieaufwand betrachtet, die hinter dem Erlebnis stecken? Klar ist, dass Indoor Skydiving zu den teureren Freizeitangeboten gehört, dafür aber auch zu den außergewöhnlichsten.

Langweilig wird es hier übrigens auch für Begleiter nicht. Zuschauer können das Geschehen entweder von der Halle im Erdgeschoss oder von der Galerie im ersten Obergeschoss verfolgen – bequem von Sofas aus. Wer nicht selbst fliegt, fiebert so doch hautnah mit.

Und wenn gerade kein Gast im Tunnel ist, zeigt das Team eigene Tricks. Ich selbst merke, dass mit jedem Flug die Sicherheit wächst und dass man sich mehr zutraut. Manche Gäste buchen direkt weitere Minuten, andere beginnen eine Art Ausbildung.

Nach und nach lassen sich verschiedene Level erreichen, die irgendwann zum selbstständigen Fliegen führen – ohne Hilfe, nur mit den eigenen Bewegungen im Wind. Für viele ist es ein Ziel, einmal allein in der Mitte des Tunnels zu schweben und die Kräfte vollständig zu kontrollieren. Am Ende gibt es für alle eine Urkunde – ein Stück Papier, das zwar nur wenige Gramm wiegt, aber ein Erlebnis bescheinigt, das so schnell keiner vergisst.

Am Ende komme ich zum Fazit: Indoor Skydiving ersetzt keinen echten Sprung aus dem Flugzeug, aber es ist eine realistische Simulation des freien Falls – und für viele vielleicht der erste Schritt zu einer echten Leidenschaft.Frederik Koch

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