Bergstraße. Beinahe drei Monate sind vergangen, seit eine 36 Jahre alte Frau in Lampertheim getötet wurde. Noch immer ist unklar, wer die Bluttat begangen hat. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt auf Anfrage mitteilte, haben Ermittler der Kriminalpolizei während der vergangenen Wochen bisher 1117 DNA-Proben von Männern entnommen. Die Proben werden nun ausgewertet. Den Angaben zufolge ist die Teilnahme der männlichen Personen aus dem Umfeld der Toten freiwillig.
Große Bereitschaft zur freiwilligen DNA-Entnahme
Hintergrund dieser Tests ist, dass die Ermittler am Tatort DNA-Spuren sichern konnten. „Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir aktuell allerdings keine Auskunft dazu geben, wo diese gesichert werden konnte“, heißt es. Ob diese tatsächlich vom Täter oder den Tätern stammen, ist zudem offen. Klar sei, dass die am Tatort gefundenen DNA-Spuren mit Proben verglichen wurden, die bereits im System der Ermittlungsbehörden gespeichert sind. Dabei habe man keine Übereinstimmungen gefunden.
Daher seien nicht nur Angehörige um eine entsprechende DNA-Probe gebeten worden; auch Freunde und Bekannte sowie Menschen, die im Umfeld der getöteten Lampertheimerin leben gaben Speichelproben ab. „Es bestand eine sehr hohe Bereitschaft zur freiwilligen DNA-Entnahme“, betonte der Behördensprecher in diesem Zusammenhang.
Mit Hilfe der Speichelproben versuche man nun Schritt für Schritt die gefundenen DNA-Spuren zu sortieren. „Wir gehen aufgrund der bisherigen Erfahrungen davon aus, dass die Auswertung der DNA-Proben noch mehrere Wochen dauern wird“, heißt es von der Staatsanwaltschaft.
In der Regel berge ein Tatort zahlreiche Spuren. Gleichwohl sei nicht jeder genetische Fingerabdruck einem Täter zuzuordnen. So könne es sein, dass DNA-Spuren vor der Tat an die Kleidung des Opfers gelangten, etwa durch eine Umarmung. Insofern wolle man mit Hilfe der Speichelproben auch herauszufinden, welche DNA man ausschließen beziehungsweise einem möglichen Täter zuordnen kann. Die Abstriche für die Proben werden in ein Labor geschickt, wo sie mit den am Tatort gefundenen DNA-Spuren verglichen werden.
Die Frau war am Vormittag des 16. September mit Stichverletzungen auf einem Waldweg im Lampertheimer Stadtteil Neuschloß entdeckt worden. Die Polizei geht davon aus, dass die Joggerin dort auch getötet wurde. Sie habe eine Bauchtasche bei sich gehabt. Der Inhalt wurde mitgenommen, weshalb die Ermittler davon ausgeht, dass der oder die Täter die Bauchtasche geöffnet hatten, hieß es in der Sendung Aktenzeichen XY... Ungelöst, die wenige Wochen nach der Tat ausgestrahlt wurde. Die Frau lebte nach Angaben der Polizei mit ihrer Familie in Lampertheim. Als Lehrerin war sie demnach an einer Grundschule in Ludwigshafen tätig.
Es gehen mittlerweile weniger Hinweise bei den Ermittlern ein
Die Hintergründe der Tat sind nach wie vor unklar. Die Ermittler gehen nicht von einer Beziehungstat aus. Die Arbeit der Ermittler dürfte sich mit jeder Woche ohne nennenswerten Fortschritt, schwieriger gestalten. Gingen in den ersten Wochen nach der Tat noch hunderte Hinweise bei den Ermittlungsbehörden ein, vor allem nach der Besprechung des Lampertheimer Falls in der TV-Sendung Aktenzeichen XY... ungelöst“ im Oktober, melden sich mittlerweile weniger Menschen bei den Ermittlungsbehörden: „Hinweise gehen nur noch ganz vereinzelt ein“, räumt der Sprecher der Staatsanwaltschaft ein.
Gleichwohl sucht die Mordkommission „1609“ weiterhin nach zwei unbekannten Männern, die sich während der Tatzeit in der Nähe des Tatorts aufgehalten haben sollen. Die Beamten interessieren sich auch für einen Kleinwagen mit Wormser Kennzeichen, der ungefähr zur Tatzeit aufgefallen war. „Zu den gesuchten männlichen Zeugen und dem Wormser Fahrzeug haben sich keine Neuigkeiten beziehungsweise keine wichtigen Spuren ergeben.“ Klar ist aber, dass die Ermittlungen weiterlaufen sollen. So sei aktuell nicht geplant, die Mordkommission aufzulösen, heißt es.
Das dürfte man in Lampertheim-Neuschloß mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen. Denn wie beispielsweise Ortsvorsteherin Carola Biehal sagt, ist der gewaltsame Tod der Lehrerin nach wie vor ein Thema im Stadtteil. „Zum einen ist die Erschütterung über die tat noch spürbar, zum anderen hat unser Sicherheitsempfinden gelitten“, sagt die Sozialdemokratin. Anders als vor der Tat sei es gerade für Frauen keine Selbstverständlichkeit mehr alleine im Wald spazieren zu gehen.
Das spreche für sich, sagt sie. Denn wer in Neuschloß lebt, habe in der Regel eine Schwäche für die Natur und halte sich dort auch gerne auf, selbst in der kalten Jahreszeit. „Der Wald ist unser Wohnzimmer“, sagt Biehal. Dass die brutale Tat nicht nur in Neuschloß, sondern in der gesamten Stadt noch Thema ist, habe auch damit zu tun, dass der Fall nach wie vor ungeklärt ist. „Wir können auch nicht einordnen, was der Hintergrund für dieses brutale Verbrechens ist. Das macht es schwierig, nach vorne zu blicken.“ /ü
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