Lorsch. Beim Leichtathletikclub Olympia Lorsch (LCO) trainieren zahlreiche talentierte und sportlich erfolgreiche Mitglieder. Wenn es um die Wahl der Lorscher „Sportler des Jahres“ geht, sind fast immer auch LCO-Aktive nominiert und oft haben diese die Publikumswahl in den vergangenen Jahren zudem gewinnen können. Auch diesmal ist ein Athlet des LCO für den begehrten Titel vorgeschlagen. Es handelt sich um einen herausragenden Läufer.
In Lorsch ist der junge Mann noch nicht sehr bekannt. Das liegt daran, dass Yihun Fantahuhn Gezahign von sehr weit her gekommen und noch nicht lange hier ist. Der Flüchtling aus Äthiopien startet erst seit wenigen Monaten für den LCO. Bei Leichtathleten und vor allem in der Läufer-Community allerdings ist sein Name rasch ein Begriff geworden und das mit gutem Grund.
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„Ich habe ihn durch Zufall auf dem Sportplatz entdeckt“, berichtet Jürgen Sonnabend, zweiter Vorsitzender des LCO, von seiner ersten Begegnung mit Yihun Fantahuhn Gezahign im Herbst vorigen Jahres. Sonnabend, der auch selbst Laufgruppen trainiert und Athleten zu einigen Erfolgen gebracht hat, ist sofort der eindrucksvolle Laufstil des ihm bis dato nicht bekannten Sportplatz-Nutzers aufgefallen.
Sehr leicht und mit schnellem Fuß habe sich der Läufer bewegt, so der LCO-Trainer. Umgehend, nachdem der Sportler die 5000-Meter-Strecke beendete, habe er ihn deshalb einfach angesprochen und gefragt, ob er Interesse am Leichtathletikverein habe. Yihun Fantahuhn Gezahign bejahte das. Als der 19-Jährige als Flüchtling in die Region kam, hatte er sich in Lorsch schließlich selbst gleich bei der Integrationsbeauftragten nach Sportplätzen erkundigt. Dass er ein exzellenter Läufer ist, weiß der junge Mann schon länger. Als Jugendlicher machte er als Afrikanischer Vizemeister auf sich aufmerksam.
„Er ist ein Riesentalent“, freut sich Jürgen Sonnabend darüber, dass Yihun Fantahuhn Gezahign seine sportlichen Anlagen nun beim LCO gezielt weiterentwickeln will, seine Erfolge auch hierzulande fortsetzt und damit nicht zuletzt auch für den LCO siegen kann. Nominiert für den Titel als Lorscher „Sportler des Jahres“ ist er, weil er im vorigen Jahr die Hessenmeisterschaft auf der Cross-Langstrecke gewonnen hat. Den Titel holte er sich mit einem deutlichen Vorsprung. Die 7500 Meter lange Distanz packte er in einer Spitzenzeit von 20,16 Minuten.
Die 5000-Meter-Marke passierte er nach 13,31 Minuten und damit in einer Zeit, die in Deutschland zuletzt weniger als zehn Athleten unterbieten konnten, zumeist auf der Bahn, nicht im schwierigeren Gelände. Bei den Hallenmeisterschaften im Januar in Frankfurt spurtete der LCO-Sportler gleichfalls locker und elegant der Konkurrenz davon. Als Erster kam er über die 1500 Meter und im 3000-Meter-Rennen ins Ziel.
Schon einige Sportler aus Äthiopien haben es auf Langstrecken zu höchsten Ehren gebracht. Abebe Bikila hat einst Sportgeschichte geschrieben, als er 1960 in Rom barfuß die erste Goldmedaille für sein Land holte, Haile Gebreselassie sammelte später jahrelang Weltrekorde und Olympiasiege. Auch Gezahign ist hochtalentiert, ehrgeizig und träumt von der Teilnahme als Läufer an großen Wettkämpfen. Zwei internationale Starts hat er gerade in Dortmund und Erfurt mit guten Platzierungen absolviert. Auch als Pacemaker, als Tempomacher, war er im Einsatz. Sogar beim Winterlauf in der Pfalz mit Schnee und eisigen Temperaturen war er auf der 10-Kilometer-Strecke der Schnellste.
Verständigung läuft auf Deutsch
Beim LCO nimmt Gezahign an den mehrmaligen wöchentlichen Trainingseinheiten teil, ist in das Sportteam voll integriert, wenn Lauf-, Spring- und Konditionsübungen anstehen oder es ans Aufwärmen geht. Sprachlich war es anfangs nicht so einfach. Beim LCO kann keiner Amharisch oder Oromo, also redete man Englisch. Inzwischen, so berichtet Sonnabend nicht ohne Stolz von der Motivation seines Schützlings, verständige man sich auf Deutsch, schon fast ausschließlich.