Lorsch. Warum verkleidet man sich an Fastnacht? Wieso gehen die Katholiken an Fastnachtssonntag sogar kostümiert in den Gottesdienst? Und wieso rufen an den tollen Tagen alle „Laurissa Helau“? Das fragen vielleicht auch viele Kinder in Lorsch – und nicht alle Eltern wissen jeweils sofort eine passende Antwort darauf.
So ging es zunächst jedenfalls auch Katrin Hoffmann-Walter (Bild). Die Mutter von drei Kindern im Alter von fünf, drei und einem Jahr hat sich aber schlau gemacht. Gemeinsam mit Stefan Scheller (Bild) hat sie jetzt ein Kinderbuch produziert, das auf Fastnachtsfragen Antworten gibt.
Es gibt noch Exemplare Wer die Rock.n.Rabbits kennenler nen ...
Hoffmann-Walter ist wie Scheller bei den Rock’n’ Rabbits aktiv. Sie arbeitet als Schriftführerin im Vorstand des jungen Lorscher Fastnachtsvereins mit, der die schwäbisch-alemannische Fastnachtstradition pflegt, sich in der Bergsträßer Fastnachtshochburg aber längst bestens integriert hat. Kennzeichen der Rabbits sind die kunstvoll geschnitzten Masken aus Holz, die einen Hasenkopf darstellen. Unter der Hasenmaske verschwindet das Gesicht eines Fastnachters völlig.
Die Königshalle im Ohr
Als Hinweis auf Lorsch haben die Sandhasen-Rabbits in einem ihrer langen Ohren sogar das Motiv einer Königshalle angebracht. Die Zigarre in der Elvis-Tolle der Hasen erinnert zudem an die Tradition des Tabakanbaus in der Klosterstadt. Das erfährt man in dem Text von Katrin Hoffmann-Walter, die dazu die Rabbit-Vorsitzende Sabrina Scheller zu Wort kommen lässt.
Das Buch beinhaltet insgesamt zwei Geschichten. „Charlie ist der Fastnacht auf der Spur“, heißt die eine, „Tierische Fastnacht für Toni“, die andere. Jede umfasst 22 Seiten, Illustrationen gehören auf jeder Text-Seite mit dazu.
Und was ist mit den anderen Fragen? Im Kinderbuch erkundigt sich die wissbegierige Charlie direkt bei Pfarrer Michael Bartmann, was es mit dem Einzug der Fastnachtsvereine in die Kirche auf sich hat. „Fastnacht bedeutet die Nacht vor dem Fasten“, erläutert der Pfarrer. Bevor die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern beginne, habe man traditionell „noch einmal gefeiert, gegessen, getrunken und Späße miteinander gemacht“, erfährt das Mädchen von ihm.
Nachgefragt beim Heimatverein
Vom Heimat- und Kulturverein lässt sich Charlie erklären, dass es sich bei Laurissa um den historischen Namen von Lorsch handelt. Im Stadthaus berichtet Bürgermeister Christian Schönung, warum an Weiberfastnacht so gerne Krawatten abgeschnitten werden. In der Geschichte mit Toni geht es um die Teilnahme des Kindes am großen Lorscher Fastnachtszug.
Ein Buch, das Fastnachtstraditionen erklärt, habe man bei den Rabbits schon lange produzieren wollen, sagt Hoffmann-Walter auf Nachfrage. Wegen Corona und der Absage aller Veranstaltungen habe man zunächst an ein Verschieben des Vorhabens gedacht, dann aber entschieden: Jetzt erst recht. Bei der Arbeit haben die Rabbits auch selbst einiges dazugelernt, so die 34-Jährige.
Ihr Fastnachtswissen geben die Rabbits gerne großzügig weiter. Das Buch haben sie bereits an zahlreiche Schul- und Kindergartenkinder verschenkt. In der nächsten Kampagne wollen sie es statt Bonbons unter die Leute bringen, als ein besonders nachhaltiges Präsent. Weitere Exemplare sind vorhanden, die an Interessierte gratis abgegeben werden. Gegen eine Spende haben die Rabbits aber auch nichts einzuwenden, heißt es vom Verein auf Nachfrage.
Auch für die Corona-Fastnachtstage hatten sich die jungen Rabbits eine umweltfreundliche Aktion überlegt. Mitglieder waren und sind mit der Greifzange unterwegs, um in der Lorscher Gemarkung Müll einzusammeln. Aufgelesen wurde in der Natur allerhand, was das nicht hingehört. Katrin Hoffmann-Walter berichtet von alten Autoreifen sowie ausgedienter Kleidung, die unter anderem im Gelände rund um den Sachsenbuckel entfernt und zum Betriebshof gebracht wurde.