Nach dem Großbrand

Wiederaufbau der Schreinerei in Glattbach stockt

Von 
Philipp Kriegbaum
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Die Brandruine in Glattbach darf immer noch nicht betreten werden. © Philipp Kriegbaum

Glattbach. Die gute Nachricht für Frank Güttler lautet: Seine Schreinerei existiert auch sieben Monate nach dem Großbrand weiter. Die schlechte: Der eigentliche Standort des Handwerksbetriebs in Glattbach ist nach wie vor eine abgesperrte Brandruine. Sieben Monate nach der Brandnacht sprachen wir mit dem Schreinermeister in seinem Ausweichquartier in Schlierbach.

Rückblende: In der Nacht zum 19. Februar brannte die Werkstatt mit angeschlossenem Büro in Glattbach samt Maschinen und Fahrzeugen bis auf die Grundmauern nieder. Als Brandursache ermittelten die Spezialisten des Landeskriminalamtes Glanzruß, der sich im Kamin der neuen Heizanlage entzündet hatte. Durch die Hitze platzte der Kamin und setzte den Dachstuhl in Brand. Die Anlage war erst im November 2023 ordnungsgemäß in Betrieb genommen worden.

Vor wenigen Tagen regulierte die Versicherung nach viel hin und her einen Teil des Schadens, so Güttler. Er nennt es ein „Ping-Pong-Spiel“, was die Versicherung mit ihm veranstaltet. Auf ein Gutachten sei das nächste gefolgt. Hätte er Unterlagen vorgelegt, seien weitere angefordert worden. Mehrfach habe er der Versicherung seine Bankdaten durchgeben müssen.

Am Ende ziehe sie ihm 38 Prozent des Wertes der Halle wegen Unterversicherung ab. Obwohl er eine sogenannte gleitende Neuwertversicherung hatte, die eigentlich Wertsteigerungen ausgleichen sollte. Die Preise seien seit Corona in einem Maße explodiert, wie es bei Abschluss der Versicherung nicht einkalkuliert gewesen sei. Zumindest seien das in der Halle abgestellte Motorrad, ein Transporter und Sommerreifen eines Pkw durch die Fahrzeugversicherungen ersetzt worden.

Zum Wiederaufbau reiche die erstattete Summe bei weitem nicht, sagt der Schreinermeister. Dafür werde ein „hoher sechsstelliger Betrag“ benötigt. Für weitere Zahlungen der Versicherung müsse er den genauen Wert der Einrichtung nachweisen. Gelinge das nicht, dann müsse der Wert ausgehandelt werden. „Wenn ich mit 300.000 Euro Schulden raus gehe, können wir’s vergessen.“

Noch sei nicht gutachterlich geklärt, was die verbliebene Bausubstanz hergibt. Könnten die Fundamente einen Neubau tragen? Wie stark ist die Bodenplatte mit Schadstoffen belastet? Müsste sie komplett herausgerissen werden? Solange diese Fragen nicht beantwortet sind, gilt das Gebäude als einsturzgefährdet und darf nicht betreten werden.

Produziert wird jetzt im Ausweichquartier in Schlierbach

Güttler führt seinen Betrieb inzwischen so gut es geht in der Werkstatt von Schreinermeister Jörg Hallermeier in Schlierbach weiter. Güttler ist dankbar, weil dieser ihm schon am Tag zwei nach dem Brand Asyl gewährte. Da Hallermeier häufig auf Montage sei, habe er einen Teil der Werkstatt an Güttler vermieten können. So konnte er weiter produzieren, wenn auch nicht im gewohnten Umfang. Immerhin: „Ich will nicht verschweigen, dass wir weiterhin Geld verdienen.“

Um einen Ausstoß wie in Glattbach zu schaffen, fehlen die Spezialmaschinen für den Möbelbau, die den Flammen zum Opfer fielen. „So lange nicht feststeht, ob die Halle wieder aufgebaut wird, macht die Neubeschaffung von Maschinen keinen Sinn.“ Seine Kunden hätten nach dem Brand „teilweise bombastisch“ reagiert. Doch nicht alle hätten warten können und ihre Aufträge zurückgezogen.

Schwiegersohn Marcel ist nach wie vor in Teilzeit bei Frank Güttler angestellt. Er hat seit 2022 den Gesellenbrief, bereitet sich gerade auf die Meisterprüfung vor und sollte eigentlich den Betrieb übernehmen. Letztlich hänge alles von der Schadensregulierung ab. Der Senior will dem potenziellen Nachfolger nicht zumuten, mit mehreren Hunderttausend Euro Schulden in die Selbstständigkeit zu starten. Frank Güttler – er ist im August 60 Jahre alt geworden – wollte eigentlich „langsam ausschleichen“. Für den Ruhestand habe er vorgesorgt, deshalb könne er sich auch jetzt über Wasser halten.

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