Von Ralf Sebestyen
Elmshausen. Weit über die Ortsgrenze von Elmshausen hinaus bekannt und ein markanter Punkt für Wanderer zwischen Kirchberghäuschen und Borstein ist das Selterswasserhäuschen. Früher war das Gebäude ein kleiner Kiosk. Es entstand 1914, also vor genau 100 Jahren.
Das Projekt erwuchs in der Zeit der aufkommenden Arbeiterbewegung, bei deren geselligen Wanderungen immer ein Plätzchen zum Ausruhen gesucht wurde. Bauherr war Konrad Reil aus Elmshausen, weswegen das kleine Bauwerk auch lange Zeit "Kunrats-Haisje" genannt wurde. Konrad Reil verkaufte dort eine kleine und bescheidene Auswahl an Stärkungen, die auf den Geldbeutel der Arbeiter abgestimmt war. Es gab Süßwaren, Gebäck, Limonade - und eben Selterswasser.
Limonade aus dem Dorf
Für Alkohol fehlte der Kundschaft das Geld. Sogar das Selterswasser gab es nur in kleinen Fläschchen. Das Selterswasser und auch die Limonade kamen wahrscheinlich direkt aus Elmshausen. Dort hatte sich Philipp Mink im Unterdorf eine kleine Fabrik für diese alkoholfreien Getränke aufgebaut.
Solange der Kiosk bewirtschaftet wurde, befand er sich in den Händen der Familie Reil. Auf Konrad Reil folgte Hannes Reil, später Michael Reil. Er war der letzte "Wirt" im Häuschen.
Am heutigen Zeppelinhäuschen weiter Richtung Bensheim befand sich ebenfalls ein Kiosk. Nach dem Zweiten Weltkrieg war auf diese Weise jedoch kein Geschäft mehr zu machen. Die Stammkundschaft verlor sich, und in der Folge fand sich keine neue Nutzung, weswegen das Selterswasserhäuschen nach und nach verfiel.
Im Jahr 2000 ergriffen Helmut Lampert, Franz Swaton, Peter Pohl, Armin Hechler und Gerhard Jost - auf seinem Grundstück steht das Häuschen - die Initiative. Die defekte Holzunterkonstruktion des Daches wurde erneuert, und die Dacheindeckung wurde in der Werkstatt von Franz Swaton mit Kupfer verkleidet und anschließend wieder montiert. Heute dient es immer noch als Rastplatz und Unterstand für Wanderer und Radfahrer.
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