Einhausen. Die Verwaltung der Gemeinde Einhausen hat ihren Haushaltszwischenbericht veröffentlicht, der, Stand Juni, einen Überblick über die Tätigkeit der einzelnen Abteilungen in diesem Jahr ermöglicht und auch einen Blick in die Zukunft wirft. Er wurde den Gemeindevertretern im Vorfeld der öffentlichen Sitzung morgen Abend zur Kenntnis ausgehändigt. Ein Beschluss ist nicht nötig.
Der Bericht umfasst zwölf Seiten Text. Sechs davon sind der Tätigkeit der Bauabteilung gewidmet. Auf ihnen werden die bereits abgeschlossenen, sich derzeit in der Umsetzung befindlichen und künftig geplanten Bauprojekte der Gemeinde beschrieben.
Kürzlich abgeschlossen wurde das Bauprojekt Neubau von zwei Kindergärten. Es wurde 2019 von der Gemeindevertretung beschlossen, um den künftigen Bedarf an Betreuungsplätzen in Einhausen decken zu können. Entstanden ist zum einen ein Neubau für den Evangelischen Kindergarten in Trägerschaft der Kirche, der bisher zwei Gruppen hatte und nun Kapazität für vier Gruppen aufweist. 2020 hat die Evangelische Kirchengemeinde das für den Neubau erforderliche Grundstück an der Martin-Luther-Straße für einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro an die Gemeinde übertragen. Das alte Gebäude, das an derselben Stelle stand, wurde abgerissen. Im September 2021 haben die Arbeiten für den Neubau begonnen. Während der Bauzeit war der Evangelische Kindergarten mit reduzierter Kinderzahl in den unteren Räumen der Kirche in der Friedhofstraße untergebracht. Der Kindergartenbetrieb im neuen Gebäude wurde im Juni 2022 aufgenommen. Im Nachgang wurden die Außenanlage hergestellt und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach montiert.
Rund 560 000 Euro Fördergelder für den Evangelischen Kindergarten
Der zweite Neubau ist für die „Naturbande“ genannte Einrichtung im Erich-Kästner-Weg im Gewerbegebiet Nord entstanden. Der Kindergarten in Trägerschaft der Gemeinde Einhausen wurde neu ins Leben gerufen und könnte vier Gruppen beherbergen. Derzeit sind aufgrund des Personalmangels in der Branche nur drei Gruppen geöffnet, wie Stefan Grimm, Leiter der Abteilung Personal, Informationstechnologie und Organisation der Gemeinde, kürzlich im Haupt-, Finanz- und Sozialausschuss dargelegt hat. Alle 62 Plätze sind jedoch voll belegt. Die Einrichtung bietet eine Krippe und zwei altersgemischte Gruppen. Sie nimmt Kinder ab einem Jahr bis zum Schuleintritt auf.
Mit dem Haushalt 2020 wurden Investitionskosten von 7,2 Millionen Euro für beide Maßnahmen bereitgestellt. Für den Evangelischen Kindergarten konnten Fördergelder von rund 560 000 Euro gewonnen werden, für die Naturbande von insgesamt knapp einer Million Euro. Der aktuellen Kostenaufstellung zufolge könne der Ansatz knapp eingehalten werden, heißt es im Haushaltszwischenbericht. Rund 3,4 Millionen Euro habe der Neubau des Evangelischen Kindergartens gekostet, die Kostenprognose für die Naturbande weise rund 3,8 Millionen Euro aus. Aktuell steht die Schlussrechnung für die Herstellung des Außenbereichs noch aus. Dieser ist deutlich größer angelegt worden, als ursprünglich geplant und hat damit Mehrkosten verursacht. Die Arbeiten konnten witterungsbedingt erst im Mai abgeschlossen werden.
Neues Haus mit Tiefgarage, Praxisräumen und Eigentumswohnungen
Ein Bauprojekt, das ebenfalls fast abgeschlossen ist, ist das neue Wohn- und Ärztehaus Marktplatz 10 und 12, dessen Richtfest Ende Juni gefeiert wurde (wir berichteten). „Die Fertigstellung des Objekts und der Umzug der Zero-Praxen ist spätestens im ersten Quartal 2025 vorgesehen“, heißt es im Haushaltszwischenbericht. Der Neubau des Hauses, der dann in rund eineinhalb Jahren entstanden ist, gehört zur übergeordneten Maßnahme „Gestaltung des Ortsmittelpunkts“. Diese ist gemeinsam mit dem Ersatzneubau Sport- und Kulturtreff Bürgerhaus und den Maßnahmen im Umfeld der Weschnitz dem großen Thema „Stadtumbau“ untergeordnet. Für den Stadtumbau hat die Gemeinde zahlreiche Fördergelder erhalten.
Sogenannte Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte stellen die Ziele und Maßnahmen in einem Fördergebiet dar. Ziele für die Einhäuser Ortsmittelpunktgestaltung sind demnach Grunderwerb, Abbruch und Rückbau alter Gebäude und eine gestalterische Aufwertung, „vor allem aber die Schaffung beschatteter Aufenthaltsbereiche und Sitzgelegenheiten, gegebenenfalls auch mit Außengastronomie, die Entwicklung verkehrsberuhigter Geschäftsbereiche und die Stärkung der ärztlichen Versorgung“. In dem neuen Haus sind eine Tiefgarage, im Erdgeschoss Praxisräume und in den drei Obergeschossen insgesamt elf Eigentumswohnungen entstanden.
Auch im Umfeld der Weschnitz gibt es Veränderungen
Auch der oben genannte und zum Stadtumbau gehörende Ersatzneubau Sport- und Kulturtreff Bürgerhaus ist derzeit im Entstehen. Die Baugrube ist bereits ausgehoben, der symbolische erste Spatenstich fand am 15. August statt (wir berichteten). Anfang 2025 soll der Rohbau fertig sein, ein Jahr später soll das neue Gebäude an die Einhäuser und ihre Vereine übergeben werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 7,5 Millionen Euro. Durch Gelder aus drei Förderprogrammen konnten bisher rund 6,8 Millionen Euro davon finanziert werden. Umfassender Sanierungs- und vor allem energetischer Modernisierungsbedarf habe den Neubau als wirtschaftlichste Lösung nötig gemacht, heißt es im Haushaltszwischenbericht. „Zudem war die Schaffung von mehr Raumangebot und modernen, zeitgemäßen Nutzungsmöglichkeiten ausdrücklicher Wunsch aus der Bürgerbeteiligung im Zuge des Stadtumbauprogramms.“
Dritte große Maßnahme innerhalb dieses Programms sind die Maßnahmen im Umfeld der Weschnitz. Dazu gehören der neue breite Schulsteg, der im Juli 2023 eingehoben wurde, die Sanierung des Fuß- und Radwegs am Südufer der Weschnitz, die Aufwertung der Wegeverbindung am Nordufer und die Schaffung einer neuen Wegeverbindung von der Bensheimer Straße zur Weschnitz, der nach einem Ideenwettbewerb im vergangenen Jahr „Weschnitzpfad“ genannt wurde. Weiter gehören die landschaftsgestalterischen Planungen für das „Grün-blaue Klassenzimmer“ mit Kneippbecken am Nordkopf des neuen Schulstegs und die Planungen für das Projekt „Weschnitzrast“ als zentraler Treffpunkt in der Ortsmitte dazu.
Wassergebunde Decken bei den Wegebaumaßnahmen
Der Schulsteg als Querung über die Weschnitz sei ein wesentliches Projekt für die Nahverkehrs-Infrastruktur in Einhausen gewesen. Durch die Verbreiterung von bisher weniger als zwei auf nun vier Meter und die Entkopplung der nördlichen Zuwegung vom Parkverkehr sei die Verkehrssicherheit von Fußgängern und Radfahrern wesentlich erhöht worden, heißt es im Haushaltszwischenbericht. Der finanzielle Eigenanteil der Gemeinde habe sich auf rund 172 000 Euro belaufen und sei durch Fördermittel günstiger gewesen als eine Sanierung des alten Stegs, der abgerissen wurde.
Bei den Wegebaumaßnahmen, die rund 160 000 Euro gekostet haben, seien wassergebundene Decken gewählt worden, „weil durch deren atmungsaktiven, feuchtigkeitsdurchlässigen Aufbau das Mikroklima verbessert werden kann, indem gespeichertes Wasser durch Verdunstung wieder abgegeben wird. Die Wegefläche erhitzt sich damit deutlich weniger als ein Pflaster- oder gar Asphaltbelag. Zudem können Wurzelaufbrüche durch den im Nahbereich zur Wegeführung zu erhaltender Baumbestand vermieden werden“, heißt es in den Unterlagen.
Weschnitzrast und Erweiterung des Feuerwehrhauses
Für die Weschnitzrast sei nach einer Umfrage bei sämtlichen örtlichen Vereinen ein Nutzungskonzept erarbeitet worden. Das Gebäude für rund 490 000 Euro soll einen ehrenamtlich betriebenen Ausschank oder Kiosk und eine öffentliche Toilettenanlage umfassen. Der nach Vandalismus seit genau einem Jahr gesperrte Spielplatz am Hallenbad soll in diesem Zuge für rund 320 000 Euro entsiegelt und mit viel Grün neu gestaltet werden. Die Gemeinde konnte dafür bereits Fördermittel aus dem Programm „Stadtumbau Mittlere Bergstraße“ gewinnen.
Neben den beiden Kindergärten, dem Bürger- und dem Ärztehaus sowie der Neugestaltung des nördlichen und südlichen Ufers der Weschnitz für mehr Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte kommt auch ein fünftes Bauprojekt der Öffentlichkeit in Einhausen zugute: die Erweiterung des Feuerwehrhauses, in dem künftig auch der Einhäuser Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes eine feste Heimat finden soll. Die Gemeinde Einhausen werde in den kommenden Jahren weiter wachsen, heißt es dazu im Papier. Für das Feuerwehrhaus sei daher „nicht nur eine technische und energetische Auf- und Umrüstung, sondern vor allem eine bauliche Erweiterung erforderlich“. Es werde mit Baukosten in Höhe von 3,7 Millionen Euro gerechnet. Fördermittel in Höhe von rund 177 000 Euro wurden bereits bewilligt, weitere Fördermöglichkeiten werden geprüft. Ein EU-weites Vergabeverfahren für die Planungsleistungen der Baumaßnahme sei derzeit in Vorbereitung.
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