Bensheim. Mit roten Strichen ist das mittlerweile so eine Sache – besonders wenn sie im Doppelpack auftreten, nachdem man sich trocken durch Rachen und Nase gewischt hat. In Bensheim gibt es aber den einen und einzigartigen roure Schdrisch, der weder pandemiebedingte Beklemmungen hervorruft, noch Wegweiser in die Quarantäne ist.
Die lokale Erfindung der Herren Zanger und Hegenbarth aus dem Jahr 2003 weist vielmehr den Weg zu guter Musik und in der Regel bester Unterhaltung beim Musikfestival Maiway in der Bensheimer Innenstadt. Zwei Jahre wurde die beliebte und überregional bekannte Veranstaltung durch das Coronavirus ausgebremst, in diesem Jahr gibt es nun den Neustart. Termin ist wie immer der Mittwoch vor Christi Himmelfahrt, 2022 demnach der 25. Mai.
Zum 20. Mal der roure Schdrisch
„Der Wiedereintritt in die Live-Atmosphäre wird mit maximaler Spannung und großer Vorfreude erwartet“, teilt die verantwortliche Agentur Showmaker mit. Seit 2008 zieht Harry Hegenbarth mit seiner Truppe das Festival alleine durch. Auf 20 Bühnen werden 26 Bands zu hören sein, zudem gilt es, ein Jubiläum zu feiern. Es ist die 20. Auflage von Maiway. Ohne die Pandemie wäre man schon ein bisschen weiter. Das mindert jedoch den Einsatz nicht.
Die Zeit der Corona-Alternativen ist jedenfalls vorbei, wenngleich man mit „Heimway“ eine mehr als brauchbare Option aus dem Hut gezaubert hatte, die mit Mini-Konzerten, Live-Streams und digitalen Talentshows durchaus Maßstäbe gesetzt hat und das Improvisationstalent der Verantwortlichen eindrucksvoll bestätigte.
„Jetzt ist der Moment gekommen für eine Heimkehr zum Original: von der Couch zurück in die City“, meint Hegenbarth. Und dafür werden einmal mehr alle Register gezogen. An der grundsätzlichen Ausrichtung musste dafür nichts geändert werden. Das Erfolgskonzept hat sich schließlich viele Jahre lang bewährt. Musikalisch bietet man ein facettenreiches Menü, die stilistische Bandbreite reicht von Rock, Pop und Jazz bis hin zu klassischen Einflüssen und Tanzeinlagen. Da bleiben kaum Wünsche offen.
Gemeinsam mit Fachmann Tobias Rohatsch von Young Dimension Eventtechnik wird wie früher auch die Innenstadt atmosphärisch illuminiert und in Szene gesetzt. Die Spielstätten lassen ebenfalls kaum Wünsche offen. Nach der sanierungsbedingten Schließung kehrt das modernisierte Bürgerhaus als größte Bühne zurück in den Schoß der Maiway-Familie. Dort wird ab 21 Uhr die Formation „CoMa12“ einheizen, bevor DNS ab 22 Uhr bis zum mutmaßlich nicht bitteren Ende um 1 Uhr das große Finale bestreiten.
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Einige Stunden zuvor wird im Kirchberghäuschen bereits ein Appetithappen kredenzt. Ab 15.30 Uhr spielt dort die Sängerin Juja eigene Songs. Den Stadtpark als Open-Air-Location haben Groove Generation fest gebucht, das Ensemble wird ab 20 Uhr erwartet. Ab 19 Uhr bestreitet Kiara Mali dort das Vorprogramm.
Das Parktheater gehört ebenfalls zu den Pflicht-Anlaufstellen an jenem Mittwochabend. Das Center of Moving Arts will mit Showtanz und ausgefeilten Choreographien das Publikum begeistern. In Sankt Georg wird erneut das Bergsträßer Jazzfestival in das Musikfestival integriert.
Die britisch-deutsche Ausnahmegeigerin Caroline Adomeit, die für ihre unkonventionellen Aufführungen bekannt ist, wird mit einem neuen Programm unter dem Motto „Gute Musik kennt keine Grenzen” in der Stadtkirche gastieren. Die Künstlerin „vergeigt“, vertanzt und improvisiert mit Klavierbegleitung keltische Folksongs, Latin, Jazz und Film-Musik. Sie wird zwischen 21 und 22.45 Uhr zu hören sein.
Neben lokalen Klassikern wie der legendären Kneipe Mc Slobos in der Stadtmühle, dem Jardin oder dem Mab‘s sind wieder einige neue Bühnen mit von der Partie. Dazu zählen unter anderen die Konditorei Glaubach, das Felicità oder das Bensheimer Familienzentrum, das den Innenhof an der Hospitalkirche musikalisch beleben wird.
Hinzu kommen Nischen wie der Pop-up-Store „Regionales Regal“ an der Ecke Hasengasse, wo Singer und Songwriter Tobi Vorwerk gastieren wird.
Zu den Stammgästen gehören das Café Klostergarten im Mehrgenerationenhaus, das Café de Saxe und das PiPaPo-Kellertheater, wo mit Lack of Redundance, Dreimann und Conerdy ein bewährter Dreierpack im Gewölbe unter dem Wambolter Hof aufspielen wird. Mit dem Schlinkenkeller, der JuJu Bar und dem Coffee Inn von Rauen runden drei bekannte Anlaufstellen die Startaufstellung ab.
Begleitet wird Maiway von heimischen Start-ups, die sich und ihre Produkte auf dem Marktplatz vorstellen werden. Darunter Direktvermarkter, Manufakturen und Neugründungen, „hinter denen immer eine spannende Geschichte steht“, so Hegenbarth. Für die kulinarische Vielfalt sollen Food-Trucks in der Innenstadt sorgen.
Benefiz-Euro für zwei Initiativen
Als Eintrittskarten dient wie immer das Bändchen. Auch der Benefiz-Euro habe die Pandemie überlebt, bemerkt der Showmaker-Chef. Pro verkauftem Ticket wird ein Euro weitergegeben. Diesmal geht das Geld zur Hälfte an die Deutsche Muskelstiftung, die an Muskelschwund erkrankten Kindern hilft. Zweck der Stiftung ist die Förderung der Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Muskelkrankheiten, insbesondere der Spinalen Muskel-Atrophie (SMA).
Außerdem wird über den Erlös eine Gruppe von Bensheimer Jugendlichen gefördert, die in der Stadt ein Jugendmusikfestival initiieren will. Auch hier bleibt sich die Agentur treu.
Das Bändchen für die 20. Auflage ist als spezielle Jubiläumsversion ab sofort zum Preis von zwölf Euro (Abendkasse 15 Euro) bei allen teilnehmenden Locations sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen (wie das Medienhaus Bergstraße, Telefon 06251/100816) sowie online über die Homepage www.mymaiway.de erhältlich. Dort findet man auch eine ausführliche Programmbeschreibung mit allen Bands.
Die Lust auf Kunst, Kultur und Konzerte ohne Einschränkungen ist bei den Showmakern nahezu unbändig. „Es bedeutet uns unheimlich viel, endlich wieder ein echtes Maiway veranstalten zu dürfen. Mein Team und unsere Partner arbeiten auf Hochtouren, um allen wieder ein unvergessliches Erlebnis zu verschaffen. Wir freuen uns, wenn alle wieder aus ihren Löchern kriechen“, fasst Harry Hegenbarth schmunzelnd die aktuelle Gefühlslage zusammen. Selbst wenn das bedeutet, am Tag zuvor wieder mit dem Kreidewagen durch die Fußgängerzone ziehen zu müssen, um den roure Schdrisch (selbstredend wieder abwaschbar) auf den Asphalt zu zaubern.
Aber es hat ja niemand behauptet, dass es einfach wäre mit den roten Strichen zurzeit.
Info: Ausführliche Infos unter www.mymaiway.de
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