Bensheim. „Hier lerne ich nicht nur Basiswissen. Auch meine Sprachfähigkeiten sind deutlich besser geworden“, sagt Mahmoud Heidary nach seiner fünfmonatigen Weiterbildung in Bensheim. Nach erfolgreichem Abschluss der Teilqualifizierung im Berufsfeld Verkauf beginnt für ihn und sechs andere Absolventinnen und Absolventen ein neues Kapitel im Arbeitsleben. Der Regionalleiter des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft Südhessen, Oliver Nüchter, hat am Donnerstag in der Bildungseinrichtung der hessischen Unternehmerverbände an der Lilienthalstraße die Zertifikate überreicht.
Mit einer Durchschnittsnote von 1,6 hat die bislang fünfte Gruppe in der Maßnahme die mündlichen und schriftlichen Prüfungen sehr gut gemeistert. „Dieses Zertifikat wird nicht verschenkt“, betonte Nüchter den anspruchsvollen Lernstoff, der in mehreren Modulen vermittelt wird. Für die Teilnehmer, die alle einen Migrationshintergrund haben, kommen zu den fachlichen Inhalten noch sprachliche Herausforderungen hinzu. Neben der Vermittlung entsprechender Verkaufskompetenzen bildet die berufsbezogene Sprach- und Integrationsförderung einen weiteren Schwerpunkt der Bildungsmaßnahme.
Kommunikation und Kassieren
Es geht um Kundenkommunikation, Service und Kassieren, Abrechnung und Warenpräsentation. Mathematische Kenntnisse spielen eine wichtige Rolle. Aber auch Sicherheit und Gesundheitsschutz sowie Hygienevorschriften und Regeln zur Einhaltung der Kühlkette stehen auf dem Stundenplan. Denn was für den Kunden in der Regel selbstverständlich klingt, erfordert eine fundierte Ausbildung.
Am Ende erwartet die Prüfungskommission nicht nur theoretische Grundlagen, sondern auch viel praktisches Know-how und sichere Routine. In einem fünfwöchigen Praktikum wird der Stoff praktisch erprobt und gefestigt. Praxispartner sind Betriebe aus der Region. „Wir hatten schon Praktikanten aus dieser Maßnahme, die auf hohem Niveau gut ausgebildet waren. Einige haben wir eingestellt“, so Norbert Pascu vom Bio-Lebensmittelhändler Alnatura in Bensheim – einer der Prüfer der Maßnahme. Auch in Zukunft will das Unternehmen am Standort Absolventen die Chance bieten, sich im Betrieb zu bewähren. „Eine gute Qualifikation ist nicht nur wichtig, um in den Arbeitsmarkt einzusteigen, sondern auch, um sich erfolgreich darin zu bewegen“, so Oliver Nüchter. Er verweist auf die hohe Erfolgsquote in der abschlussorientierten Weiterbildung, die sich auch in den Übergängen nach der Qualifizierung spiegelt: Über die Hälfte der bislang Teilnehmenden hatten im Anschluss eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden. Auch Teamleiter Norbert Schultze lobte das Durchhaltevermögen und die Motivation der Absolventen, die er als positives Beispiel und als Vorbild für künftige Teilnehmer bezeichnete.
Die Teilqualifizierung folgt einem bundesweit einheitlichen Konzept, das auf dem Gütesiegel „Eine TQ besser!“ basiert, mit dem deutsche Arbeitgeberverbände und Bildungswerke ein besonderes Angebot für die Nach- und Teilqualifikation von Arbeitnehmern und Arbeitsuchenden geschaffen haben.
Es gewährleiste Sicherheit und Qualität im Lernprozess und höhere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In fünf Modulen werden Fachkenntnisse vermittelt und geprüft. Neben Norbert Pascu war auch Nicole Holzner von der Fripa GmbH eine der Prüferinnen, die den angehenden Verkaufshelfern Mitte März theoretisch wie praktisch auf den Zahn gefühlt hatten. Die Teilnehmenden können sich durch Weiterbildungsgutscheine der Agentur für Arbeit und der Jobcenter weiter fördern lassen.
Seit Oktober 2019 in Bensheim
Seit Oktober 2019 findet die Qualifikation in Bensheim statt. Die pädagogische Mitarbeiterin Dagmar-Eva Mempel habe das Bildungsangebot vor Ort wesentlich aufgebaut und koordiniert, so Norbert Schultze, der auch den Teammitgliedern Thekla Knietig und Iris Jungnickel für deren Engagement dankte. „Die Teilnehmer profitieren von der Kombination aus praxisnaher Ausbildung und der Anwendung des erlernten Wissens im Praktikum“, so die Ausbilderin.
Zielgruppe sind Menschen ohne oder mit einer unvollständigen Berufsausbildung. Die Gruppengröße ist auf maximal acht Personen beschränkt. Das ermöglicht ein intensives Lernen in kleinen Einheiten, um auch auf individuelle Förderbedürfnisse eingehen zu können, erläutert Dagmar-Eva Mempel. Das Vollzeitmodul „Ware und Kassensysteme“ umfasst zehn Wochen lang das Erlernen fachlicher Inhalte plus jeweils fünf Wochen Förderunterricht und betriebliche Praxis. „Es geht um bessere Ein- und Aufstiegschancen in der Berufswelt“, so Oliver Nüchter in Bensheim.
Das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft bietet an 50 Standorten Dienstleistungen für öffentliche Unternehmen und deren Beschäftigte sowie für öffentliche Auftraggeber und Ausbildungs- und Arbeitssuchende. Im Kreis Bergstraße werden seit über drei Jahrzehnten eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsmarkt-Dienstleistungen im Auftrag der Agentur für Arbeit und des Jobcenters durchgeführt.
Das Spektrum reicht von der Berufsorientierung und -vorbereitung über die Berufsausbildung und Ausbildungsbegleitung bis zu Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen.
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