Klimaschutz Schädlich für eine weitreichende Akzeptanz

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„Wie steht der BUND zu den Aktionen der Letzten Generation?“, BA vom Montag, 13. März

Wie im BA nachzulesen ist, sind die Aktivitäten der „Letzten Generation“ auch im BUND sehr umstritten. Zu Recht. Die konkreten Folgen von Einzelaktionen sind immer störend und manchmal gefährlich bis verhängnisvoll.

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Von
Jessica Scholich
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Daher ist für mich gut nachvollziehbar, dass viele, auch Klimaaktivisten, die Maßnahmen der „Letzten Generation“ als für eine weitreichende Akzeptanz des Klimaschutzes schädlich ansehen. Sie schafft eine falsche Aufmerksamkeit. Aber das Fatale ist: Weil die Aktionen von „Fridays for Future“ seit Corona weit weniger Aufmerksamkeit erhalten, fehlt die Aufmerksamkeit für das, was schief läuft.

Ungleichgewicht

Was viele von uns sich nicht klarmachen, ist das Folgende: Zehn Prozent der Weltbevölkerung sind für 50 Prozent der Kohlenstoffdioxidemissionen der Menschheit verantwortlich. Und 50 Prozent der Weltbevölkerung für nur zwölf Prozent der Emissionen. Dabei gehören gerade diejenigen, die am meisten unter dem Klimawandel leiden, zu denen, die am wenigsten dafür verantwortlich sind.

Das heißt aber, dass alle Bundesbürger – übrigens auch die nach Deutschland Geflüchteten – zu denen gehören, die für mehr Emissionen verantwortlich sind als die am meisten von der Klimaerwärmung Betroffenen. Denn schon allein unsere Infrastruktur sorgt dafür, ganz unabhängig von den persönlich zu verantwortenden Emissionen. Zu den vom Klimawandel am meisten Betroffenen, aber nicht verantwortlichen gehören auch alle zukünftigen Generationen (vergleiche das Urteil des Bundesverfassungsgerichts). Das alles ist eine schreiende Ungerechtigkeit.

Ungerechtigkeit

Es ist ungerecht, dass ich als ein Einwohner der Bundesrepublik auch beim besten Willen nicht dafür sorgen kann, dass ich nicht für weit mehr Emissionen verantwortlich bin als die Hauptbetroffenen des Klimawandels. Es sei denn, ich wandere aus, zum Beispiel nach Bangladesch oder Mali.

Die „Letzte Generation“ ärgert mich auch, weil sie mich immer wieder an diese Ungerechtigkeit erinnert. Und die Klimaaktivisten um Greta Thunberg haben erkannt, dass Aufmerksamkeit als solche nicht ausreicht, so lange die meisten noch nicht zureichend verstanden haben, was der Klimawandel alles verändert, nicht zuletzt unsere führenden Politiker.

Walter Böhme

Bensheim