„Windkraft ist kein Standortkiller“ vom Donnerstag, 8. September
Bereits die Überschrift zur Windkraft vermittelt den Eindruck einer harmlosen Entwicklung. Aussagen in diesem Bericht eines Unternehmers der davon träumt im Kreis 150 Windkraftanlagen (WKA) zu errichten – beziehungsweise sieben in jeder Kommune – sind zum Glück nur unrealistische Wünsche.
Seit Jahren laufen Umweltschützer Sturm gegen Naturzerstörung, Umweltschäden und Klimawandel. Jedes dieser Stichworte könnte zu einem seitenlangen Bericht ausgearbeitet werden. Heute melden die Medien, dass führende Grüne vor ihrem Parteitag die Entschlossenheit ihrer Partei zum Atomausstieg bekräftigt haben. Damit zeigen die Grünen, dass sie aus den Folgen der Energiewende nichts dazugelernt haben. Der bei uns bereits teuerste Strom in Europa soll erneut erheblich teurer werden. Dabei haben wir nach Aussagen aus dem SPD-Präsidium keinen Strommangel. Was überhaupt nicht dazu passt, was Herr Habeck, wie im nächsten Absatz beschrieben, vorhat. Bereits gegenwärtig können hunderttausende Haushalte die Stromrechnung nicht bezahlen.
Dreckschleudern
In den letzten Tagen bezeichnete eine Boulevardzeitung unseren Wirtschaft und Umweltminister Habeck als „Umweltsünder“ wegen der Kohle aus Südafrika und Ölverbrennung auf der Nordsee. Aus falscher Ideologie wirft der Minister alle Skrupel über Bord, beharrt weiterhin darauf, die letzten Atomkraftwerke abzuschalten, die sicheren und CO2-freien Strom liefern. Jetzt werden Gas, Öl und Kohle zu Stromerzeugung eingesetzt – Dreckschleudern, die das Klima mit CO2 belasten und von denen sich die Grünen unbedingt trennen wollten. Wind weht unregelmäßig, Einsicht Fehlanzeige!.
Ich habe bereits 1989 in einem veröffentlichten Leserbrief vor der Verbrennung fossiler Brennstoffe gewarnt und prophezeit, dass es dann nicht mehr gemütlich sein wird.
Ende 2021 waren in Deutschland 28 230 Onshore-Anlagen im Betrieb, mit einer insgesamt installierten Leistung von 56 130 Megawatt. Theoretisch könnten 200 moderne WKA ein Atomkraftwerk ersetzen. Machte bei 17 AKW 3400 Windkraftanlagen. So viel graue Theorie, denn die installierte Leistung steht ja nicht als Strom zur Verfügung, diese ist viel, viel kleiner. Deshalb fordert auch die Politik weitere Zehntausende WKA. Selbst Wälder, Naturschutzgebiete und sonstige geschützte Bereiche werden geopfert. Ist Windkraft nicht doch ein Standortkiller?
Ein Leserbrief suggeriert, dass Infraschall von Windrädern nicht schädlich ist. Zunächst: Es gibt viele Quellen, die Infraschall erzeugen, jedoch nicht mit einer beständigen Kontinuität von 24 Stunden. Nicht alle Menschen empfinden ihn als störend, dennoch gibt es viele negative Berichte zu dieser Thematik. Der Hinweis auf die Untersuchung der Bayerischen Landesregierung ist eher als politische Aussage zu werten.
Rotmilan-Bestand ist gefährdet
Zum Thema Rotmilan: Das Internet ist voll mit Informationen zu Konflikten zwischen den Greifvögeln – aber auch Fledermäusen – mit WKA. Zunächst zur Aussage des Verfassers, die Bestände des Rot Milans würden steigen. Das ist unvollständig. Laut einer Studie des Leibnitz-Instituts für Zoo und Waldtierforschung sterben jährlich 250 000 Tiere an Folgen von Kollisionen mit Rotorblattern oder an den Folgen sogenannter Barotrauma, die durch große Luftveränderungen an den Rotorblattern erzeugt werden und die inneren Organe der Tiere zerreißen können. Insgesamt ist der Bestand des Rotmilans stark gefährdet. Dass ein EU-Forschungsprojekt zu einem anderen Ergebnis kommt, kann nur wundern. Dass heimliche Wappentier von Sachsen-Anhalt ist der Rotmilan. Hier leben so viele wie nirgends in Deutschland, allerdings mit abnehmender Tendenz. Das Problem sind WKA, wo Rotmilane tödlich verunglücken.
Unabhängige Studien
Zusammenfassend muss darauf hingewiesen werden: Je mehr WKA, desto negativer die Bestände, nicht nur dieser Greifvögel. In Landkreisen mit einer hohen Dichte an Windrädern sind die Populationen stark eingebrochen. Dass die Milan-Populationen bundesweit relativ stabil sind, liegt einzig daran, dass Rotmilane in Regionen mit wenigen oder keinen WKA leben und dort ihr Bestand wächst. Das geht aus verschiedenen unabhängigen Studien hervor.
Georg Rossa
Bensheim
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