Mit großer Verwunderung und noch größerem Bedauern habe ich diese Woche den Artikel zur Kritik an der Nutzung der Drachenberge gelesen, haben wir doch selbst kürzlich ein großes Familienfest dort gefeiert.
Ein märchenhaftes Fest, bei dem rund 30 Kinder und deren Eltern den ganzen Nachmittag an der Luft und in Bewegung waren und das mit einem großen Fußballturnier „Klein gegen Groß“ und einem geselligen Lagerfeuer endete. Vor diesem Hintergrund ist dann auch die Annahme der „Konkurrenz“ nur bedingt nachvollziehbar.
Für uns wäre ein Fest in einem Hotel oder einer Gaststätte an dieser Stelle sicher keine Alternative gewesen, da es in der Region kein vergleichbares Areal gibt, auf dem Kinder sich so uneingeschränkt, sicher und nach Herzenslust austoben können. Der Vorwurf eines wirtschaftsorientierten Auftretens des gemeinnützigen Vereins ist daneben für mich als Laie dann insofern verwunderlich, als gemeinnützige Vereine im Gegensatz zu gewinnorientierten Unternehmen ja letztlich gar keine Gewinne erzielen dürfen. Begründet der verhältnismäßig geringe Mietpreis, der offensichtlich immer wieder neuen, für Kinder sehr anregenden Attraktionen zugeführt wird, wirklich schon eine Wirtschaftsorientierung?
Seit meinem letzten Besuch bei einem Kinderfest vor einem Jahr ist die Anlage um beeindruckende Aufbauten gewachsen, die durch den ehrenamtlichen Einsatz vieler Personen so einzigartig gestaltet sind. Aufbauten, die natürlich – das konnten wir selbst erleben – dem auch im Artikel zitierten Ideal der Anlage, Kindern und Jugendlichen Freiräume, vielfältige Anregungen und Förderung im Bereich der Bildung und des Sports zu bieten, gerecht werden.
In dem Spenden und Einnahmen bestens im Sinne der Satzung reinvestiert werden, wird doch letztlich die rechtliche Vorgabe einer zeitnahen Mittelverwendung der erzielten Einnahmen zum Zwecke der Vereinssatzung, wie es der Status einer Gemeinnützigkeit vorsieht, erfüllt. Stellt die Tatsache, dass die Anlage für Schulen, Vereine, Kitas, Familienfeste und Kindergeburtstage vermietet wird, hier wirklich eine Wirtschaftsorientierung dar?
Dass unter den Feierlichkeiten hier und da auch Betriebsfeste von Firmen sind, deren Mitarbeiter sicherlich ebenfalls Kinder haben und deren Festausschüsse einfach darum bemüht sind, möglichst familienfreundliche Betriebsfeste zu organisieren, bedeutet meines Erachtens auch noch keine solche. Sicherlich kann ich als Laie eine differenzierte, rechtliche Betrachtung hier nicht leisten.
Ein bundesweites Vorgehen?
Als Mutter dreier Kinder aus der Region finde ich es einfach bedauerlich, dass die im Brief „geforderten Konsequenzen“ möglicherweise bedeuten könnten, dass diese einmalige Möglichkeit für Kinder- und Familienfeste in unserer Region wieder eingeschränkt werden. Wenn man bedenkt, dass exakt der gleiche Wortlaut des Briefes auf der Homepage der Dehoga Bayern erscheint, geht es vielleicht auch weniger explizit um die Drachenberge in Bensheim als vielmehr um ein bundesweites Vorgehen gegen die Vereinsgastronomie, die möglicherweise mancherorts durchaus kritisiert werden kann.
Dass eine Kritik bei den Drachenbergen, einem Spielplatz für Kinder und Familien, berechtigt ist, möchte ich an dieser Stelle in Frage stellen. Ich backe noch heute einen Kuchen für das Turnfest meiner Tochter. Müssen wir dann bald mit den ortsansässigen Bäckern diskutieren, dass wir diesen anders verkaufen und versteuern. Das fände ich mindestens genauso bedauerlich.
Ganz ehrlich bedauerlich finde ich im Übrigen auch, dass es der Gastronomiebranche anscheinend so schlecht geht, dass sie sich veranlasst sieht, nun gemeinnützige Vereine mit vielen Menschen dahinter, die sehr viel Engagement, Herzblut und Einsatz für Familien und Kinder aufbringen, einzuschränken.
Vielleicht wäre es eine Idee, anstatt Konkurrenz anzuprangern sich zu fragen, wie man selbst zur Konkurrenz für solche Etablissements werden und für Familien und Kinder wieder attraktiver werden kann.
Ich wünsche alle Kindern der Region, noch viele zauberhafte Stunden auf den Bensheimer Drachenbergen, dem Verein Sterntaler wünsche ich, dass er genauso weitermachen kann wie bisher, und der Dehoga wünsche ich genauso aufrichtig und von Herzen alles Gute.
Lynn Sittinger
Heppenheim