„Synthetische Brennstoffe auch für Heizungsanlagen“, BA-Leserforum vom Dienstag, 14. März
Zu dem Leserbrief eine Antwort: Ja, man könnte klimaneutrale, synthetische Kraftstoffe auch in Heizungsanlagen verbrennen, doch diese Anwendung der E-Fuels wäre ökonomisch und ökologisch völlig unsinnig. Warum? Der einzig gangbare Weg zu klimaneutralen, synthetischen Kraftstoffen führt über grünen Wasserstoff. Biokraftstoffe auf Pflanzenbasis können den Bedarf für Kraftfahrzeuge, Flugzeuge, Schiffe und Heizungen schlichtweg nicht decken.
Grüner Wasserstoff fängt an der Steckdose an: Er wird per Elektrolyse mittels Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt. Die Energieeffizienz der aus Wasserstoff erzeugten E-Fuels ist gering. Sie enthalten – abhängig von der konkreten Anwendung – nur 10 bis 35 Prozent der ursprünglich aus der „Steckdose“ entnommenen Energie.
Teurer als grüner Strom
Das heißt: Sie sind schon rein energetisch drei bis zehn Mal teurer als das Ausgangsprodukt grüner Strom. Zu diesen Energiekosten kommen allerdings noch erhebliche Investitionen in Produktionsanlagen, Transportkosten, Gewinne der Produzenten und Distributoren, sowie Steuern (Mehrwert- und Mineralölsteuer). E-Fuels werden teuer sein.
Ein Heizlüfter schneidet besser ab
Dabei gibt es Alternativen, die deutlich effizienter und kostengünstiger sind. Selbst ein einfacher Heizlüfter schneidet bezüglich der Effizienz wesentlich besser ab: Nur circa zehn Prozent Verluste ab der Energieerzeugung bis an die Steckdose in der Wohnung und rund 98 Prozent Wirkungsgrad bei der Umwandlung von Strom in Wärme. Auf diese Weise zu heizen, ist bekanntlich nicht gerade preiswert, aber es wird immmer erheblich preiswerter sein, als E-Fuels zu verbrennen.
Doch es geht noch viel besser: Heizen mit einer Wärmepumpe. Die kann aus einer Kilowattstunde (kWh) Strom zwischen 2,5 und 5 kWh Wärme gewinnen. Deshalb braucht eine Wärmepumpenheizung nur 1/6 bis 1/14 der Energie einer
E-Fuel-Heizung. Auch eine Gasheizung mit grünem Wasserstoff ist gegenüber einer Wärmepumpe energetisch betrachtet nicht konkurrenzfähig. Mit der Förderung von Wärmepumpen geht die Politik in die richtige Richtung.
Nische für Oldtimerfahrer
Eine ähnliche Rechnung lässt sich für zukünftige E-Fuel-Tankstellen aufmachen, die mit dem Strom aus der Steckdose für Elektrofahrzeuge konkurrieren müssen. Da der Verbrennungsmotor im Wirkungsgrad gegenüber dem System Batterie-Elektromotor um den Faktor zwei bis drei schlechter ist, wird es hier für E-Fuels noch ungünstiger. E-Fuels für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor werden wohl eher eine Nische für Oldtimerfahrer mit geringer Fahrleistung beziehungsweise Leute mit dickem Geldbeutel.
Viel problematischer wird es jedoch für den Flugverkehr. Dort gibt es bei Langstreckenflügen keine Möglichkeit für einen E-Antrieb. Zum Düsentriebwerk ist keine Alternative in Sicht. Klimaneutral geht hier tatsächlich nur mit E-Fuels und das wird dann richtig teuer. Da helfen auch keine Steuersenkungen, da der Treibstoff für eines der klimaschädlichsten Verkehrsmittel heute schon energiesteuerfrei ist.
Armin Kübelbeck
Bensheim
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