Wohlleben-Waldakademie Der Wald wird einem Heckenchaos geopfert

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Naturwald-Idee hat einige Tücken, BA vom 19. Januar:

Der Lautertaler Umweltausschuss hat das Thema Verpachtung des Felsbergwaldes beraten. Ich möchte unter Bezugnahme auf den guten Leserbrief im BA vom 26. Januar weitere Ausführungen machen.

Die Verhandlungen betreffen die Verpachtung von 100 Hektar des Felsbergwaldes an die Wohllebens Waldakademie GmbH & Co KG für 50 Jahre gegen ein einmaliges Entgelt von 1,3 Millionen Euro. Der betroffene Wald entspricht zirka einem Viertel des Gesamtwaldbestandes der Gemeinde Lautertal. Das Angebot ist auszuschlagen.

Pächter wäre die Firma Wohllebens Waldakademie GmbH & Co KG. Hierbei handelt es sich nicht um eine Stiftung, sondern um ein wirtschaftliches Unternehmen mit dem Ziel, Gewinne unter dem Aushängeschild Umweltschutz zu generieren. Das vorgeschlagene Entgelt entspricht 0,026 Euro pro Quadratmeter im Jahr. Die 1,3 Millionen Euro werden jedoch nicht in einem Betrag ausgezahlt, sondern in Teilstücken unter den nachfolgenden Voraussetzungen:

Brennholz bringt sieben Millionen

Die Gesamtpachtfläche wird auf fünf Jahre reserviert. Dieses Gebiet wird in Teilstücke unterteilt. Die Firma Wohllebens Waldakademie agiert als Vermittler, indem sie eine bestimmte Fläche an weitere Firmen oder Privatleute als Waldpaten vermittelt. Hieraus generiert die Firma einen Gewinn. Ein geringer Teil des Geldes geht dann an die Gemeinde Lautertal. Findet die Firma keine Paten für die gesamten 100 Hektar, geht der unvermittelte Teil nach fünf Jahren an die Gemeinde zurück. 1,3 Millionen Euro Pachteinnahmen sind ein Wunschdenken.

Zudem möchte die Firma zu ihren Gunsten eine Eintragung im Grundbuch – eine Grunddienstbarkeit. Folglich hat die Firma den Nutzen und wir haben die Kosten. Die Firma möchte den Wald für 50 Jahre stilllegen – das sogenannte Urwaldprojekt. Mit einer „geringen“ Waldbewirtschaftung durch die Firma ist aber zu rechnen.

Der Wert, den die Firma zahlen will, ist als ein Brutto-Wert zu betrachten. Kosten für Verkehrssicherung und Wegeunterhaltung, den Bau von Zäunen, die Berufsgenossenschaft, Steuern, Haftpflichtversicherung und so weiter muss weiterhin die Gemeinde tragen.

Hierzu im Vergleich der voraussichtliche Ertrag des Holzverkaufs: Der gesunde Naturwald am Felsberg bringt im Durchschnitt pro Hektar mindestens 20 Raummeter Brennholz pro Jahr. Die schönen Stämme, die ertragreicher sind als Brennholz, lassen wir bei der Berechnung außen vor.

20 Raummeter zu je 70 Euro auf 100 Hektar ergeben 140 000 Euro pro Jahr. Auf 50 Jahre gesehen sind das sieben Millionen Euro.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung in Deutschland wird seit mehr als 200 Jahren betrieben, das heißt, es wird nicht mehr Holz entnommen, als zuwächst. Wird ein Wald stillgelegt, kommen vermehrt Dornen, Gestrüpp und Hecken auf. Die Stilllegung bringt das Gegenteil von dem, was man erreichen will. Der luftreinigende und ertragsreiche Wald wird einem Heckenchaos geopfert.

Erschwerte Löscharbeiten

Die Verrottung des Totholzes im Urwald entzieht dem Boden den letzten Kalk, was zur Folge hat, dass der Boden nicht mehr so ertragreich ist. Bei der Naturverjüngung ist der Waldboden bedeckt von kleinen und großen Bäumen. Die Bodengare bleibt hierdurch erhalten. Sollte nach langer Trockenheit ein Brand in einem stillgelegten Wald ausbrechen, erschwert das trockene verrottete Holz die Löscharbeiten.

Auf dem Rücken des Waldes können Umweltsünden wie Flugverkehr, Industrie und so weiter nicht neutralisiert werden. Der Energieträger Gas wurde noch vor 40 Jahren mit einem vierblättrigen Kleeblatt als umweltfreundlich zertifiziert. In Anbetracht der aktuellen Energiekrise, der steigenden Energiekosten und der ungewissen Zukunft über die Preisentwicklung ist es unverantwortlich unseren Nachkommen die Möglichkeit der Waldnutzung zu verwehren. Der Wald ist ein lokaler natürlicher Energieträger. Die Jagd wird durch den Urwald ebenfalls eingeschränkt.

Ist die Pachtzeit von 50 Jahren abgelaufen und der Urwald entstanden, was dann? Es werden nochmals 50 Jahre und ein erheblicher Geldeinsatz benötigt, um einen gesunden luftreinigend ertragsreichen Wald wiederherzustellen. Solch ein Unsinn nimmt so einen großen Raum ein. Die Gemeindevertreter müssen dies stoppen. Unsere Nachkommen werden es ihnen danken.

Peter Weber senior

Wurzelbach

Info: Leserbrief-Richtlinien unter bergstraesser-anzeiger.de/ leserbriefe

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