Baumfällungen am Felsberg:
Als ein Bürger der Gemeinde Lautertal freue ich mich, dass alle Parteien im Grundsatz einig sind. Wir müssen etwas für unseren kranken Wald tun. Da besteht zumindest bei allen Parteien Einigkeit. Mich freut das besonders in Bezug auf die kommenden Generationen. Die werden sowieso viel aufzuarbeiten haben, was wir Alten nicht mehr fertigstellen können.
Wenn ich das richtig verstanden habe, sind drei wesentliche Themen zu klären: die zukünftige Bewirtschaftung des Waldes, den alten Baumbestand so lang wie möglich zu erhalten, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu erfüllen und die Sicherheit der Menschen im Wald.
Der Spruch Albert Einsteins: „Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Gedanken lösen, wie man es geschaffen hat“ sollte die Grundlage für eine parteiübergreifende Lösung sein. Da alle für den Walderhalt sind, sollten nun Taten folgen.
Wir können davon ausgehen, dass der Wald nicht ohne Grund krank ist. Unsere bisherige Art der Lebensführung hat ihn erst in die Situation gebracht. Um ihn zu retten und damit auch für unsere Lebensqualität zu sorgen, sind jetzt Maßnahmen erforderlich. Die Wissenschaft weist seit Jahren daraufhin, dass die Trockenheit dem Wald stark zusetzt. Baumfällungen beeinträchtigen oder zerstören nicht nur das Waldklima, sondern auch die wichtige ökologische Infrastruktur, die nötig ist, um neu gepflanzte Bäume besser gedeihen lassen.
Es ist wichtig, die schattenspendenden Baumkronen zu erhalten, da durch ihr Fehlen der Wald noch mehr leidet. Da könnte man noch viele Punkte anführen, die schon seit der ersten veröffentlichten Studie des Club of Rome in den 70er Jahren bekannt sind.
Den Worten Taten folgen lassen
Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass es Neuanpflanzungen gibt, um die Baumfällungen auszugleichen. Das ist mit Sicherheit ein guter Ansatz, aber es dauert im Schnitt Jahrzehnte bis junge Bäume genügend Kohlendioxid aufnehmen können, um zum Klimaschutz beizutragen. Leider ist der Antrag der Grünen abgelehnt worden, auf Baumfällungen dort zu verzichten, wo Naturwald entstehen könnte.
Aus meiner Sicht wäre es gut gewesen, erst einmal alle an einen Tisch zu bringen und den Worten Taten folgen zu lassen. Es sind alle für den Erhalt des Waldes. Durch die Ablehnung des Antrags könnte man meinen, dass es so weitergeht wie bisher und man irgendwann zusammenkommt, um dann den Beschluss zu fassen, dass man jetzt nichts mehr beschließen muss. Das sollten wir dem Wald, uns und den zukünftigen Generationen nicht antun, vor allem, wenn alle etwas für den Wald tun wollen.
Ein Punkt, der immer wieder genannt wird, ist die Sicherheit für die Menschen im Wald. Doch sollten wir für die absolute Sicherheit im Wald unsere Ökosysteme weiter schädigen? Wir sollten bezüglich dieses Punktes auch einmal über die Grenzen der Gemeinde Lautertal hinausschauen. Da gibt es diverse Ansätze, wie andere Gemeinden das Problem gelöst haben.
Die Gemeinde Mühltal hat Warnschilder aufgestellt und weist darauf hin, dass es im Wald keine Verkehrssicherungspflicht gibt. Deutschlandweit findet man am Eingang zu vielen Wäldern solche Warnhinweise. Selbst wenn die Gemeinde Lautertal keine Schilder aufstellt, gilt die BGH-Entscheidung vom 2. Oktober 2012 (Aktenzeichen: VI ZR 311/11): Eine Haftung des Waldbesitzers wegen Verletzung der Verkehrssicherheitspflicht besteht grundsätzlich nicht für waldtypische Gefahren. In einem Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg (15. Dezember 2020, Aktenzeichen: 2 U 66/20)) wurde deutlich gemacht, dass die Wegesicherungspflicht selbst für stark frequentierte Wanderwege und Waldgebiete nicht gilt. Dieses Gerichtsurteil hat eine entscheidende Signalwirkung für den Wald am Felsenmeer.
Dass das Thema Sicherheit, Bewirtschaftung und Umweltschutz / Klimawandel ernst genommen wird, müssen wir als Lautertaler erst durch Taten beweisen. Als Bürger dieser Gemeinde hoffe ich, dass die Fällung jedes einzelnen Baumes auf der Grundlage der geltenden Rechtsprechung und im Sinne des Walderhaltes sorgfältig geprüft wird. So freue ich mich auf eine überparteiliche Lösung, damit ich unseren Kindern sagen kann: Wir haben nicht weggeschaut, wir haben was getan.
Thomas Willumeit
Gadernheim
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