„Chance für die Technik“, Kommentar im Bergsträßer Anzeiger vom Freitag, 10. März
In dem Kommentar zum Thema E-Fuels wird die Blockade der Entscheidung zum Verbot der Zulassung neuer Verbrennermotoren ab 2035 durch unseren Verkehrsminister gutgeheißen. Unter dem Schlagwort „Technologieoffenheit“ wird der Betrieb mit E-Fuels gefordert. Auch das Argument der „Arbeitsplätze in der Autoindustrie“ wird angeführt und mit einer Spekulation über die böse Konkurrenz verbunden. Dazu ist zu sagen: Zur Eindämmung des Klimawandels brauchen wir Verkehr, der weit weniger CO2 ausstößt als heute. Wirksam sind dazu weniger Verkehr und effizienterer, sparsamerer Verkehr in Verbindung mit dem Einsatz erneuerbarer Energien, wo immer es möglich ist.
E-Fuels haben einen Wirkungsgrad von circa 15 Prozent im Vergleich zu circa 80 Prozent bei batterie-elektrischen Fahrzeugen. „Technologieoffenheit“ bedeutet hier also Energieverschwendung. Die Verantwortung für das Erreichen der Klimaziele wird ungeniert vom Verkehrsressort in das Gebiet des Energieministers verschoben; der soll gefälligst für den Klimaschutz sorgen, während im Verkehr verschwendet werden darf.
Mit gleicher Begründung könnte man für die Bahn wieder Dampfloks fordern (Wirkungsgrad fünf bis zehn Prozent) und die Verantwortung für die Bereitstellung von klimaneutraler Holzkohle auf die Forstwirtschaft abschieben. Sparsamkeit im Umgang mit Energie zu fordern, hat mit Ideologie nicht zu tun. Der Autor arbeitet mit billigen positiven Etiketten für seine Ansicht und mit negativen für die gegnerischen.
Das Argument der Arbeitsplätze ist ebenfalls sehr fragwürdig. Ja, E-Autos sind einfacher aufgebaut als Verbrenner-Fahrzeuge. Man könnte billiger produzieren und bräuchte tatsächlich weniger Fabrikarbeiter. In Zeiten eines sich immer weiter verschärfenden Arbeitskräftemangels müsste das hoch willkommen sein – es sei denn, man wollte mit einer Drohkulisse Wähler beeindrucken. In die gleiche Kategorie gehört die Spekulation, dass die Konkurrenz dahinter steckte. Die deutsche Autoindustrie hat die Umstellung akzeptiert und ist bei den E-Autos längst wieder vorne mit dabei.
Joachim Hönes
Zwingenberg
Leserbrief-Richtlinien online: www.bergstraesser-anzeiger.de/leserforum