Kernkraft Der Fallout nach Unfällen wird lange auf uns wirken

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„Plutonium ist ein wahres Teufelszeug“, BA-Leserforum vom Samstag, 4. Februar

Seit einigen Tagen mehren sich seltsam undifferenzierte Leserbriefe zum Thema Nutzung der Kernkraft zur Energiegewinnung.

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Seit der ersten dieser Meinungsäußerungen juckt mir eine Reaktion in den Fingern. Da in der Vergangenheit ein bestimmter Leserbriefschreiber an dieser Stelle seine Meinung in gutem Ton und vorzüglicher Formulierung kundgetan hat, habe ich gehofft, dass er mir zuvorkommt. Meine Hoffnung wurde am Samstag erfüllt. Vielen Dank.

So möchte ich hier nur noch ein paar Auffälligkeiten ergänzen.

Fortwährend wird die Strahlenexposition, die von kerntechnischen Anlagen im Normalbetrieb ausgeht, mit der natürlichen verglichen – ohne zu erwähnen, dass diese nicht nebeneinanderstehen, sondern miteinander wirken. Dazu kommen noch weitere von Menschen gemachte Belastungen. Der Fallout nach den Atomwaffentest ist nicht weg – nur weil keine Tests mehr gemacht werden. Der Fallout nach den Unfällen wird noch sehr, sehr lange auf uns und die folgenden Generationen wirken. Mit jedem weiteren Fallout wird unsere Umwelt zusätzlich angereichert. Dazu kommen Flugreisen, medizinische Anwendungen. In der Aufklärung zu einem Szintigramm wird man aufgefordert, sich einige Tage von Kindern fern zu halten, da man strahle.

Damit muss ich abschließend die Studie zu „Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken“ (KiKK) erwähnen (Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz, https://bit.ly/3JRT6KC). Im Umkreis von fünf Kilometern von kerntechnischen Anlagen erkranken im Durchschnitt mehr als doppelt so viele Kinder an Leukämie als es zu erwarten wäre. Diese Studie wird nur selten erwähnt, weil die Nähe zu den Anlagen das einzige Indiz für einen Zusammenhang ist. Messen kann man es nicht. Es könnten also auch Zufälle sein, dass genau dort sich die Krebsfälle häufen. Oder es könnte einen anderen Grund geben – wie zum Beispiel, dass die Kinder genau dort den ganzen Tag vor alten Röhrenfernsehern sitzen. Ich meine, dass diese Fälle nicht nur an einer einzigen Anlage statistisch belegt sind, ist von ausreichender Evidenz.

Robert Loreth

Langwaden