Nach den Kontroversen vor dem Auftritt von Daniele Ganser in der Reihe „Lebenskunst“ bin ich sehr froh, dass die Stadt Bensheim gemäß der grundgesetzlich verbrieften Meinungsfreiheit (Art. 5) keine Vorab-Zensur durchgeführt und das Bürgerhaus zur Verfügung gestellt hat.
Hinsichtlich seiner Äußerungen zu Lebensführung und Politik hat der Referent fairerweise mehrfach betont, dass es sich dabei um seine eigenen Standpunkte handelt, und diese sachlich begründet.
Selbige zu beurteilen steht natürlich im Ermessen eines jeden mündigen Adressaten, der dazu keine Hilfestellung seitens des Staates benötigt. Und dass riesiges Interesse bestand, Phänomene einmal durch die Brille Gansers zu betrachten, wurde durch die ausverkauften Veranstaltungen eindrücklich bestätigt.
Die Freiheit des Andersdenkenden
Eine freiheitliche Demokratie lebt von kontroverser Debatte, in der man um Wahrheiten (!) ringt, denn in Sachen Lebenskunst und Politik kann kein ernstzunehmender Diskutant beanspruchen, im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein.
Und spätestens seit Rosa Luxemburg wissen wir, dass in einer freiheitlichen Demokratie, die diese Bezeichnung verdient, Freiheit immer die Freiheit des Andersdenkenden sein muss.
Eine Vorverurteilung kann demnach ein wirklicher Demokrat nicht wollen. Unbedingt zu vermeiden ist, dass man einander hasst und persönlich diffamiert, nur weil man anderer Meinung ist. Im Rahmen geltender Gesetze muss man zu allen möglichen Themen unterschiedliche Meinungen vertreten dürfen, ohne Tabuisierung durch politische Korrektheit.
Das Lebenselixier einer freien Gesellschaft ist lebendiger, kontroverser und sachlicher Diskurs. So betrachtet ist uns allen zu wünschen, dass uns Justus Keller erhalten bleibt und in der Reihe „Lebenskunst“ noch mancher Vortrag zu interessanten Diskussionen führt.
Dr. Peter Zehfuß
Einhausen
Info: Leserbriefrichtlinien online unter www.bergstraesser- anzeiger.de/meinung/ leserbriefe-ba.html