Stellen sie sich vor, Sie haben einen Arzttermin und kommen nicht dran! So geschehen bei einer neurologischen Praxis in Bensheim. Aufgrund einer Bandscheibenprotrusion bekam ich eine Überweisung vom Orthopäden zum Neurologen.
Da man sich heutzutage bequem online einen Termin reservieren kann, nahm ich dieses Angebot wahr, und hatte direkt zwei Tage später einen Termin. Was zunächst wie ein Sechser im Lotto klingt, stellte sich hinterher als Reinfall raus.
Als ich in der Praxis war, wurde meine Behandlung abgelehnt mit dem Verweis, dass ich in diesem Quartal bereits einmal dort gewesen wäre. Dass dies ein ganz anderes Krankheitsbild war, interessierte die Arzthelferin nicht. Auch nicht, dass ich Schmerzen hatte und froh war, diesen Termin zu ergattern. Sie gab mir zu verstehen, dass dies eine Gemeinschaftspraxis sei und man sich nicht einfach einen Termin buchen kann. Und dann noch bei einer anderen Ärztin. Das gehe schon mal gar nicht.
In eine andere Praxis könne ich gerne hingehen, aber nicht hier. Derart vor den Kopf gestoßen, ging ich vor die Tür, um mich mit meiner Krankenkasse telefonisch in Verbindung zu setzen. Ein älterer Herr sah meine Aufregung und ich unterhielt mich mit ihm über den Vorfall. Auch er konnte es nicht fassen und wollte seine Tochter, die Anwältin sei, dazu befragen.
Was liegt bei uns im Argen?
Die nette Dame bei der Krankenkasse, die ich nach der Rechtmäßigkeit dieses Vorfalls befragte, ließ sich die Rufnummer der Praxis geben und rief selbst dort an. Auch ihr bestätigte man, dass es „wirtschaftliche Gründe“ seien, weswegen nur eine Behandlung pro Quartal möglich sei!
Nun frage ich mich: Was liegt in unserem „reichen“ Deutschland im Argen, dass Ärzte, die diesen Beruf gewählt haben, um (eigentlich) Menschen zu helfen, an erster Stelle aber nur ihre eigenen monetären Interessen sehen? Es kann sich kein Mensch aussuchen, wann, wie oft, und welche Krankheit ihn trifft. Schließlich möchte man, wenn man einmal eine Praxis gefunden hat, mit der man im Grunde zufrieden ist, ja nicht grundlos wechseln.
Bedeutet das: Wer in einem Quartal zwei oder noch mehr Diagnosen im selben Fachgebiet hat, dem wird nicht mehr geholfen? Hofft man auf die körpereigenen Selbstheilungskräfte in ein paar Wochen oder Monaten? Oder ist man gezwungen, einen zweiten Facharzt der gleichen Fachrichtung aufzusuchen? Mein Hausarzt sagt mir doch auch nicht, dass ich schon einmal im Quartal vorstellig wurde.
Es wäre schön, wenn es Menschen gibt, die mir dazu Tipps geben können. Oder auch die gleichen Erfahrungen machen mussten.
Harald Baier
Bensheim