Gartenserie - Nachhaltiges Handeln ist kein modernes Ding – im Garten und auf Feldern wird dies seit Jahrhunderten praktiziert

Gute Nachbarschaft im Beet in Bergsträßer Gärten

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Simone Andrea Mayer
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Mischkulturen schützen sich gegenseitig vor Schädlingen und Krankheiten oder fördern sich im Wachstum. Der Geruch von Lauchgewächsen kann beispielsweise Schädlinge vertreiben. © Andrea Warnecke/dpa-tmn

Von Simone Andrea Mayer

Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Sogar im Gemüsebeet mögen sich so manche Pflanzen gerne, die man auf dem Teller nicht unbedingt zusammen essen würde. Erdbeeren mit Knoblauch etwa. Aber im Beet sind sie die perfekten Nachbarn.

„Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Pflanzenwurzeln miteinander kommunizieren“, sagt Gärtnerin Svenja Schwedtke. „Oberirdische, aber auch Wurzelausdünstungen und ihre Verflechtungen sind wichtig für die Pflanzengesundheit.“ Auf zweierlei Weisen können sich Pflanzen daher helfen:

Mit Superkräften beschützen

Für die Gesundheit sind Wohngemeinschaften sinnvoll, in denen ein Partner Schädlingen, die dem anderen gefährlich werden können, etwas entgegensetzen kann. Ein Beispiel dafür ist Sellerie. Kohlweißlinge mögen ihn nicht und damit ist Kohl in der Nähe von Sellerie sicher vor dem Schädling. Denn er frisst gerne die Blätter auf. „Gute Kombinationen sind auch Möhren mit Zwiebeln und Erdbeeren mit Knoblauch“, rät Schwedtke. „Der Geruch der Lauchgewächse vertreibt die Möhrenfliege und andere Schädlinge. Sie können auch quasi wahllos Knoblauch in Ihre Gemüsebeete setzen, das dient der Gesundheit auf jeden Fall.“

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Manche Pflanzen brauchen mehr Nahrung. Andere profitieren davon, wenn schon jemand das Buffet ausgedünnt hat, weil sie mit Überangebot nicht klar kommen. Daher ist die Mischkultur eine jahrhundertealte Gärtnermethode im Gemüsebeet: Man lässt bestimmte Gemüsearten nacheinander auf einer Fläche wachsen, so dass sie jeweils das an Nährstoffen-Dosen bekommen, was ihnen gut tut. Und der Boden laugt nicht zu sehr aus.

Wie Pflanzen im Garten ihre Nahrung teilen

So geht’s: Im ersten Jahr die Fläche düngen und dann sogenannte Starkzehrer wie Kohl, Gurken, Tomaten, Zucchini setzen. Sie brauchen besonders viele Nährstoffe im Boden – daher der Name. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen beispielsweise empfiehlt, etwa fünf Kilogramm Kompost je Quadratmeter als Dünger zu verteilen.

Im zweiten Jahr folgen dann die Mittelzehrer mit weniger Nährstoffbedarf. Das sind zum Beispiel Möhren. Auch jetzt wird noch mal gedüngt, aber weniger als im Vorjahr. Die Agrarexperten empfehlen etwa zwei Kilogramm Kompost je Quadratmeter. Im dritten Jahr sind die Schwachzehrer wie Salat dran. Nun wird nicht mehr gedüngt. Im Folgejahr wird der Boden dann wieder großzügig mit Nährstoffen versorgt - und der Zyklus geht von vorne los.

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Zu den Starkzehrern gehören Kohl, Kohlrabi, Salat, Gurken, Tomaten, Zucchini, Kürbisse, Lauch, Kartoffeln, Sellerie. Mittelzehrer sind unter anderem Wurzelgemüse wie Möhren und Rote Bete, Petersilie, Schwarzwurzeln, Radieschen und Rettich sowie Spinat, Erdbeeren und auch einjährige Blumen. Schwach zehrende Gemüsearten sind Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen, Zwiebeln und Kräuter.

Pflanzungen aufschreiben

Eine andere Herangehensweise ist das Setzen von verschiedenen Gemüsearten auf einem Standort direkt hintereinander innerhalb kurzer Zeit. Diese Mischkultur folgt auch dem Prinzip der Fruchtfolge – nur innerhalb einer Pflanzsaison. Bei der Ernte des einen Gemüse wird also gleich in jede Lücke etwas Neues gepflanzt.

Svenja Schwedtke rät übrigens zur Dokumentation der Pflanzungen: „Schreiben Sie sich auf, was Sie wann wo angebaut haben, damit Sie es auch in vier Jahren noch wissen. Eine schöne Gartenkladde ist ein guter Begleiter, auch für den Gemüsegarten.“

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